Forderungen

Für den Erhalt der Rotwildgebiete

Keine Ausweitung des Rotwilds auf Kosten von Bauern und Waldwirten

Rotwild ist die größte heimische Wildart in Baden-Württemberg. Aufgrund seines Verhaltens und seiner Erscheinung wird die Tierart seit jeher sehr emotional betrachtet. Der Rothirsch ist für viele Menschen ein Sympathieträger. Dabei ist Rotwild in Baden-Württemberg keine bedrohte Tierart, die Population wächst seit Jahren an. Dass Rotwild in den baden-württembergischen Landschaften auch in Zukunft seinen Platz haben soll, ist gesellschaftlicher Konsens.

Das Management dieser Tiere ist aber mit enormen Herausforderungen verbunden. Wie keine andere Wildart verursacht Rotwild aufgrund seiner Lebens- und Ernährungsweise gravierende Schäden in der Waldwirtschaft, aber auch auf landwirtschaftlichen Flächen: Durch den Verbiss der Triebe wird die Entwicklung der jungen Bäumchen gestört und durch das Schälen der Rinde und Fegen der Geweihe dringt Fäule in das Holz der Bäume ein wodurch diese frühzeitig absterben. Für die vom Klimawandel geschädigten Wälder und die betroffenen Eigentümer sind diese Schäden eine erhebliche zusätzliche Belastung. Hinzu kommen Gefahren für den Straßenverkehr, da die Kollision mit diesen großen Tieren oft zu schweren Unfällen führt.

Dieses Schadpotenzial war schon in den 1950er Jahren der Anlass, Rotwildgebiete auszuweisen. Seit Jahrzehnten gelingt der Erhalt dieser Wildart in Baden-Württemberg in diesen fünf ausgewiesenen Gebieten auf insgesamt 150.000 ha. Das entspricht 11% der Landeswaldfläche. Dieser Ansatz hat sich als sinnvoller Kompromiss bewährt. Er ermöglicht zum einen das Vorkommen der Wildart in den baden-württembergischen Landschaften und begrenzt zum anderen die Schäden auf konkrete Bereiche. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge findet trotzdem ein genetischer Austausch zwischen Rotwildpopulationen in den fünf Gebieten statt.

Leider ist es bislang, von Ausnahmen abgesehen, nicht gelungen, bei flächigem Vorkommen von Rotwild die Schäden zuverlässig auf ein verträgliches Maß zu begrenzen, zumal das Ruhebedürfnis des Rotwilds mit der zunehmenden Erholungsnutzung unserer Wälder konkurriert. Im Nordschwarzwald wird derzeit in einem gemeinschaftlichen Prozess von Landbewirtschaftern, Jägern, Naturschützern und regionalen Vertretern unter wissenschaftlicher Begleitung an neue Strategien für ein einvernehmliches Rotwildmanagement gearbeitet. Der Prozess soll noch mindestens zwei Jahre andauern, der Erfolg ist noch völlig offen. Dessen Ergebnisse müssen in jedem Fall zunächst abgewartet werden.

Die Rotwildgebiete in Baden-Württemberg haben sich als Kompromiss der Interessen von Tierschutz, Landbewirtschaftern und Gesellschaft bewährt. Objektive Gründe zur Abkehr von diesem Erfolgsmodell liegen nicht vor. Solange es keine zuverlässigen Strategien zur Eindämmung der Schäden bei ungeregelten Rotwildvorkommen gibt, müssen die Rotwildgebiete unverändert erhalten bleiben.

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