Nutztiere Politik

Kommentar: Fleischeslust

Das Leben der Landwirte wäre so viel einfacher, wenn  Umfrageergebnisse über das Ernährungsverhalten der Deutschen wahr werden würden.

Dumpingpreise oder billige Konkurrenzlebensmittel aus dem Ausland wären dann praktisch kein Thema mehr. Gerade bei Fleisch ist die Divergenz zwischen dem, was man behauptet zu kaufen, und dem, was gekauft wird, besonders hoch. Solange man nicht vor der Fleischtheke steht, spielt Geld keine Rolle. Der Anblick einer mannigfaltigen Auswahl feinster Filetstücke weckt wohl in den meisten Verbrauchern instinktive Jagdtriebe. Im Supermarkt wird das Frischfleisch aber nicht mit Pfeil und Bogen erlegt, sondern mit Euro. Aber auch hier gilt: Das Tier, das mit dem kleinsten Aufwand erlegt werden kann, landet zuerst im Einkaufskorb. Solange das Tier innerhalb der gesetzlichen Standards in Deutschland aufgezogen wurde, sollte man den Fleischkäufer auch nicht verurteilen. Jedoch können die meisten es aber auch nicht lassen, günstig zu kaufen und gleichzeitig teures Fleisch einzufordern. Tierwohllabel und andere belehrende Maßnahmen konnten den Verbrauchern die Jagdtriebe nicht austreiben und Anzeichen, dass der große Konsumwandel kommen wird, gibt es nicht. Wenn der Verbraucher also nicht in der Lage ist, an der Theke mehr Geld für mehr Tierwohl hinzulegen, dann muss er es eben über andere Wege abdrücken. Am Geld allein darf es nicht scheitern, denn davon, so zeigt uns die Corona-Krise, scheint es unserer Politik nicht zu mangeln.

Padraig Elsner