Verbandsarbeit

Statt Fest Gespräch in kleiner Runde

Das Erntedankfest des BLHV musste wie viele andere Veranstaltungen im Land wegen Corona ausfallen. Als Ersatz gab es im Haus der Bauern einen Austausch mit Vertretern der Evangelischen Landeskirche, die dieses Jahr turnusgemäß mit der Festgestaltung dran gewesen wäre.  Das BLHV-Erntedankfest bietet dem landwirtschaftlichen Berufsstand immer eine hervorragende Plattform, um sich mit Vertretern der Kirche über die aktuelle Lage der Landwirtschaft in der Region auszutauschen. Dieser Austausch sollte dieses Jahr  trotz der Absage des Erntedankfestes stattfinden. Darum lud das BLHV-Präsidium Landesbischof Professor Jochen Cornelius-Bundschuh und Pfarrer Peter Schock, Leiter des Kirchlichen Dienstes auf dem Land (KDL) der Evangelischen Landeskirche in Baden, zum Gespräch in das Haus der Bauern in Freiburg ein.

„Erst einmal zuhören“  
Bundschuh hatte von Beginn an ein offenes Ohr für die vielfältigen Anliegen der Landwirtschaft. „Ich muss erst einmal zuhören“, sagte er zum Einstieg. BLHV-Präsident Werner Räpple beschrieb ein „eng geschnürtes Korsett, in dem sich die Landwirtschaft heute bewegt“, und erklärte das anhand der Engerlingplage im Ortenaukreis. Sie sei eine weitere Folge des Klimawandels, bedeute erhebliche Mehrkosten für die betroffenen Landwirte, denen wiederum die Hände bei der Bekämpfung aufgrund von Naturschutzauflagen gebunden seien. Die Landwirtschaft stehe zudem unter einem gewaltigen Wettbewerbsdruck durch die freie Marktwirtschaft. Diese Zusammenhänge, so Bundschuh, müssten der Gesellschaft wieder nähergebracht und erklärt werden. „Das ist etwas, was heute fehlt“, erklärte der Landesbischof. In diesem Punkt, so waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig, will man künftig zusammenarbeiten. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Landwirte in Gottesdiensten über ihre Erfahrungen berichten oder dass ein landwirtschaftliches Projekt im Rahmen des Konfirmandenunterrichts bearbeitet wird. Besonders interessierte sich Bundschuh für die globalen Marktzusammenhänge mit den unterschiedlichen Sozial- und Umweltstandards auf der Welt. Diese hätten zur Folge, dass heimische Lebensmittel im Supermarkt mit wesentlich günstigeren Importprodukten konkurrieren müssten, so Räpple. 
Hier brachte der Landesbischof die Idee des Lieferkettengesetzes ein. Damit könne zum Beispiel geregelt werden, dass Produkte, die in Deutschland verkauft werden, nicht unter umweltschädlichen Bedingungen im Ausland produziert worden sind. Bundschuh könne sich vorstellen, dass dies auf landwirtschaftliche Produkte anwendbar wäre, und fügte hinzu: „Die Regeln kann nicht immer der freie Markt vorgeben.“

Gespräche fortsetzen 
Über solche Zusammenhänge und Lösungen, erklärten die Teilnehmer, will man weiter das Gespräch führen und auch andere gesellschaftliche Gruppen hinzuziehen. Denn um die Landwirtschaft, so wie man sie heute noch kenne, zu erhalten, brauche man einen gesellschaftlichen Rückhalt und eine Gesellschaft, die Lebensmittel nicht nur nach ihrem Preis auswählt, sondern auch nach ihrer Herkunft.

Elsner