Natur & Umwelt

Kommentar: Keine Überraschungen zu Weihnachten

Die großen Ketten des Einzelhandels überraschen immer wieder mit neuen Marketingkonzepten. Das Überraschende ist nicht, dass sie neu sind, sondern, dass zeitnah auf neue Trends bei den Verbrauchern eingegangen wird. Die meisten neuen Trends können unter der Kategorie „Nachhaltigkeit“ abgespeichert werden. Sie werden dann aber gerne mit oberflächlichen Marketingkonzepten abgespeist. So reagierte ein großer Discounter erst kürzlich auf die „No-Plastic“-Bewegung, in dem er groß verkündete, dass der Plastikanteil seiner Verpackungen deutlich, teilweise um bis zu 25 Prozent, reduziert wurde. Wer aber schon einmal eine Chipstüte geöffnet hat, der weiß eigentlich, dass aufgrund des Verhältnisses zwischen Verpackung und Inhalt ein deutlich höheres Einsparpotenzial möglich wäre. Der eigentliche Mehrwert für den Kunden wäre dann, dass er nicht mehr von großen Verpackungen getäuscht wird und nicht, dass um das Toastbrot jetzt ein Viertel weniger Plastik gewickelt wurde. Echte Plastiksparer kaufen ihre Lebensmittel ohnehin direkt ab Hof und bringen ihre eigene Verpackung einfach mit. Wenn aber die großen Ketten einfach ihre über Generationen hinweg gereifte Verpackungsstrategie ändern, um dem Verbraucherwunsch nach weniger Plastik gerecht zu werden, warum wird dann nicht endlich einmal an der Preisstrategie gefeilt? Gerade in der beginnenden Vorweihnachtszeit buhlen die Discounter auf allen Werbeplattformen darum, wer das billigste Weihnachtsessen im Angebot hat. Ob der Festschmaus besonders nachhaltig erzeugt wird oder wenigstens aus Deutschland kommt, spielt keine Rolle mehr. Der Wunsch der Verbraucher müsste eigentlich enorm groß sein, dass das wichtigste Familienfest des Jahres all die wichtigen Nachhaltigkeitskriterien erfüllt, die man das Jahr über eingefordert hat: plastikfrei, regional, besonders bienenfreundlich und klimaneutral erzeugt sowie fair bezahlt. Aber das enkeltaugliche Festessen für die ganze Familie finde ich in keiner Werbebroschüre. Angepriesen wird lediglich das budgetfreundliche Menü, so dass noch genug Kaufkraft übrig bleibt, um den Weihnachtsbaum mit Spielsachen von Seite 6 der Broschüre zu unterlegen. So bleibt es bei der Billigstrategie der Lebensmittelbranche, und das nicht, weil es der Handel nicht kann, sondern weil die Gesellschaft den Wandel nicht laut genug einfordert. Oder  weil es ihr so recht ist, wie es ist.

Padraig Elsner