News Pflanzenbau Pressemitteilungen

BLHV: Trotz herausfordernden Wetters wider Erwarten gute Erträge, aber Preise lassen zu wünschen übrig

Trotz wechselhafter Witterung und langanhaltender Regenphasen zeigt sich der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) mit der diesjährigen Ernte grundsätzlich zufrieden. „Wir haben insgesamt bisher eine relativ gute Ernte eingefahren“, erklärt BLHV-Präsident Bernhard Bolkart. Zwar habe das Wetter den Landwirtinnen und Landwirten in Südbaden einiges abverlangt, doch die Erträge können sich sehen lassen – auch wenn nicht alle Kulturen ohne Qualitätsabstriche durchgekommen sind.

Getreide: Guter Ertrag, teils schlechte Qualitäten
Die Gerstenernte ist abgeschlossen. Mit Erträgen zwischen 6 und 8 Tonnen je Hektar liegt sie im langjährigen Mittel. In der Rheinebene zeigen sich die Qualitäten von Sommer- und Winterbraugerste erfreulich: trocken, guter Vollgerstenanteil und stabile Hektolitergewichte. „Hier war das Erntefenster günstig, die Ware kam trocken vom Halm“, so Bolkart. In den höheren Lagen wie der Baar oder im Bodenseeraum habe sich die lange Regenperiode hingegen negativ auf die Qualität ausgewirkt – vor allem bei der Braugerste.

Beim Weizen melden viele Betriebe gute Erträge zwischen 8 und 9 Tonnen pro Hektar. Die Hektolitergewichte liegen überwiegend hoch, was auf eine stabile Kornbildung hinweist. Sorgenkind bleibt jedoch der Proteingehalt, der mancherorts zu niedrig ist. Besonders späte Bestände litten unter den nassen Bedingungen im Juli, was lokal, beispielsweise am Bodensee, zu Qualitätseinbußen (und niedrigen Hektolitergewichten) führte. Wenn das Getreide nicht als Backqualität, sondern als Futterqualität verkauft werden muss, dann bringt das den Betrieben deutlich weniger ein als backfähiges Korn. „Wer seinen Weizen aktuell noch nicht verkauft hat, muss mit sehr niedrigen Preisen leben“, so Bolkart.

Raps mit erfreulicher Bilanz
Der Raps zeigt sich widerstandsfähig und liefert mit 3 bis 4 Tonnen pro Hektar solide Erträge – am Bodensee stellenweise sogar bis 5 Tonnen. Auch die Qualität passt: Ölgehalte um 43 bis 44 Prozent stimmen optimistisch. „Hier sehen wir, wie wichtig es ist, dass der Raps zügig und sauber geerntet werden kann – das hat gut funktioniert“, so Bolkart.

Mais und Soja in Wartestellung – Hoffnung auf stabile Endphase
Die Mais- und Sojabestände präsentieren sich derzeit sehr ordentlich. Wenn das Wetter in den kommenden Wochen mitspielt, sind gute Erträge zu erwarten. „Vor allem beim Körnermais hoffen wir, dass keine extremen Wetterereignisse wie Hagel dazwischenfunken“, erklärt der BLHV.

Kartoffeln: Viel Menge, wenig Preis
Bei den Frühkartoffeln melden die Betriebe gute Erträge und insgesamt auch gute Qualität – lokal kam es jedoch zu Hagelschäden. Der Ernteverlauf gestaltete sich zäh: große Mengen, aber nur zögerlicher Absatz. Die Preise sind zum Saisonstart deutlich eingebrochen und liegen aktuell rund 10 Euro unter dem Vorjahr: vorwiegend festkochende Sorten werden für etwa 24 Euro/100 kg gehandelt, festkochende für rund 26 Euro. Krankheiten wie Krautfäule oder Drahtwurm traten dieses Jahr kaum auf, auch der Druck durch Zikaden war noch überschaubar.

Obst: Durchwachsen bis erfreulich
Die Erdbeerernte verlief ordentlich, auch bei Kirschen waren Menge, Qualität und Markt in Ordnung. Wetterwechsel dämpften zwar die Himbeer- und Brombeerernte, doch Johannisbeeren, Stachelbeeren und Heidelbeeren waren in guter Menge vorhanden – bei guter Nachfrage. Generell ist die Anbaufläche über die letzten Jahre zurück gegangen. Die Zwetschgenernte läuft gut, wenn auch etwas verhaltener als im Vorjahr. Auch bei den Äpfeln lässt sich die Saison bislang gut an, auch hier hoffen die Obstbaubetriebe auf stabile Wetterverhältnisse bis zur Haupternte.

Spargel: Kontinuierlich, aber verhalten
Beim Spargel verlief die Saison eher unspektakulär. Witterungsbedingt kamen nie besonders große Mengen vom Feld, die Ware konnte kontinuierlich abgesetzt werden. Die Preise lagen im normalen Bereich. „Insgesamt war es eine unauffällige, aber ordentliche Spargelsaison“, fasst Bolkart zusammen.

Grünland
Der erste und zweite Schnitt fielen gut aus, in früheren Lagen ist der dritte meist bereits eingebracht – ebenfalls mit ordentlichen Ergebnissen. In trockeneren Gebieten gab es zunächst Einbußen, doch die Flächen haben sich mit dem Regen im Juli weitgehend erholt. Bei weiterhin wechselhaftem Wetter mit Regen und Wärme ist sogar noch ein guter vierter Schnitt möglich. Insgesamt ist ausreichend Futter für die Betriebe vorhanden.

Bolkart: Steigende Kosten und fehlende Planungssicherheit
„Die diesjährige Ernte zeigt erneut, wie anpassungsfähig unsere Landwirtinnen und Landwirte sein müssen“, betont BLHV-Präsident Bernhard Bolkart. „Wechselhaftes Wetter mit starken Regenperioden, schwankenden Temperaturen und ein anhaltend hoher Marktdruck verlangen schnelle, oft risikobehaftete Entscheidungen auf dem Feld – und einen langen Atem.“

Für einen wirtschaftlich tragfähigen Anbau seien jedoch deutlich bessere Erzeugerpreise erforderlich. Besonders im Bereich der Sonderkulturen wirken sich steigende Kosten, etwa durch den höheren Mindestlohn, massiv auf die Betriebe aus. Auch die Preise für Betriebsmittel sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. „Bei den aktuellen Erlösen ist in keiner Kultur ein verlässlicher Gewinn möglich – viele Betriebe arbeiten unter dem Strich defizitär“, so Bolkart.

Zudem fordert der BLHV von der Politik mehr Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen – etwa beim Stallbau oder beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Mit freundlichen Grüßen

Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband (BLHV)

WordPress Double Opt-in by Forge12