News Pflanzenbau

„Ein krümeliger Boden ist lebendig“

Wie lassen sich landwirtschaftliche Böden langfristig gesund und ertragreich halten? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Feldtags im Rahmen des Projekts „Intelligenter Ackerbau“ (InA 2030). Zahlreiche Landwirtinnen und Landwirte kamen in Freiburg-St. Georgen zusammen.

Biodiversitätsberater Martin Heigl vom Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald stellte das Projekt vor, das sich mit dem Verhältnis von Pilzen und Bakterien im Boden beschäftigt – einem entscheidenden Faktor für Struktur, Nährstoffverfügbarkeit und Ertrag. Langfristig führt eine Zunahme von humusmehrenden Bodenpilzen zu einem sicheren Erhalt des Humusgehaltes und unter günstigen Umweltbedingungen sogar zu einer Steigerung. Die Pilze sorgen für eine Oberflächenvergrößerung der Wurzel, wodurch der Ertrag gesteigert und die Wasserspeicherkapazität verbessert wird. Eine Pflanze in Symbiose mit Mykorrhizapilzen ist trockenstresstoleranter und widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen.

Das Projekt verfügt über zwei Demoflächen sowie zwei Praxisflächen von Landwirten;  eine konventionell, eine ökologisch bewirtschaftet.  Es soll ein praxisnaher „Leitfaden Intelligenter Ackerbau“ entstehen, der konkrete Empfehlungen zur Bodenfruchtbarkeit gibt. Zu den Kernmaßnahmen gehören: gezielter Zwischenfruchtanbau, Depotdüngung, Humusaufbau, reduzierte Bodenbearbeitung, die Förderung der nützlichen Bodenpilze – etwa Mykorrhizapilze – und ein geringerer Pflanzenschutzmitteleinsatz.         

Ulrich Hampl vom Bodenfruchtbarkeitsfonds der Bio Stiftung Schweiz erklärte, dass es auf die Struktur ankomme. Ein guter Boden habe eine Krümelstruktur, vergleichbar mit einem Schwamm: Er könne Wasser und Luft speichern und nachliefern. „Ein krümeliger Boden ist ein lebendiger Boden“, so Hampl. Die Krümelstruktur selbst sei das Ergebnis der Arbeit der Bodenorganismen. Pflanzen mit vielen Feinwurzeln füttern das Bodenleben und tragen zum Humusaufbau bei.  Am wichtigsten seien die Wurzelexsudate,  die Pflanzen über ihre Feinwurzeln abgeben. Damit ein Boden lebendig bleibe, müsse er immer bedeckt sein. Doch oft zeige die Spatenprobe ein anderes Bild: In 15 bis 30 Zentimetern Tiefe sei die Unterkrume häufig kompakt, glattflächig und wenig belebt – eine Folge der Bearbeitung und des Befahrens mit schweren Maschinen. „Ackerbau bedeutet zwangsläufig Eingriffe in die Bodenstruktur. Dem muss man gezielt entgegenwirken. Auf jedem Traktor sollte ein Spaten sein, um die Bodenstruktur regelmäßig zu überprüfen“, betonte Hampl.

Der Lösungsansatz: Lockern und Durchwurzeln. Der Pflug eigne sich zwar zur Unkrautregulierung, lockere jedoch die verdichtete Unterkrume nicht. Effektiver sei eine nichtwendende Lockerung – beispielsweise mit einem Parapflug – kombiniert mit einer schnellen Durchwurzelung durch Zwischenfrüchte und Futtergemenge. Besonders wirksam seien Leguminosen wie Winterwicke oder Kreuzblütler wie Senf, gerne in Mischungen. Buchweizen könne als Auflaufschutz dienen. „Die besten Gründüngungen sind die mit wenig Grün und vielen Wurzeln“, so Hampl. Entscheidend sei  die Durchwurzelung, nicht die Wuchshöhe.

Eine Spatenprobe zeigt, ob der Boden krümelig ist oder ob die Unterkrume kompakt, glattflächig und damit wenig belebt ist.

Mögliche Fruchtfolge

Wie sich Lockerung und Zwischenfruchtbau in eine Fruchtfolge integrieren lassen, zeigte Hampl an einem Beispiel:

• Winterweizen → Lockerung und Zwischenfrucht

• Kartoffeln

• Winterroggen → Lockerung und Zwischenfrucht

• Ackerbohnen

• Triticale

• Kleegras

• Kleegras

Mindestens 25 % Leguminosen, der Wechsel von Sommerungen und Winterungen sowie drei Lockerungstermine in sieben Jahren seien empfehlenswert, um die Produktivität des Bodens langfristig zu sichern.

Auf einer Fläche von Landwirt Klaus Schitterer führten die Teilnehmenden Spatenproben durch und beurteilten die Bodenfruchtbarkeit.

Der nächste Feldtag im Rahmen des Projekts InA 2030 findet am 30. September statt. Mehr Infos unter: www.blhv.de/feldtag-bodenkoffer

Tasmin Taskale

WordPress Double Opt-in by Forge12