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Kommentar: Tropfen auf den heißen Stein

Die jüngsten Anpassungen der EU-Kommission zur Entwaldungsverordnung (EUDR) sind ein Paradebeispiel für das, was in Brüssel allzu oft passiert: Es wird nachgebessert, aber nicht verbessert. Die vermeintliche Entlastung für Klein- und Kleinstbetriebe ist ein Tropfen auf den heißen Stein, während auf unsere Forstbetriebe ein bürokratischer Dauerregen zurollt. Ja, eine Abschwächung der EUDR ist richtig und notwendig. Aber sie muss auch wirken. Eine bloße Verschiebung der Pflichten entlang der Lieferkette, weg von den Händlern, hin zu den Waldbesitzern, ist keine Vereinfachung, sondern eine Umverteilung der Lasten.

Wer glaubt, damit sei der Bürokratieabbau gelungen, hat den Wald vor lauter Formularen nicht gesehen. Was wir brauchen, ist ein System, das den Grundgedanken der EUDR – den Schutz der Wälder weltweit – ernst nimmt, ohne unsere nachhaltige Forstwirtschaft zu strangulieren. Die Lösung liegt auf dem Tisch: Es braucht endlich eine Null-Risiko-Kategorie für Länder wie Deutschland, in denen Entwaldung kein Problem, sondern nachhaltige Bewirtschaftung gelebte Praxis ist. Wer dort denselben Aufwand verlangt wie in Hochrisikogebieten, zeigt nicht nur mangelndes Vertrauen in die heimische Forstwirtschaft, sondern auch fehlende Sachkenntnis.

Die Entwaldungsverordnung in ihrer jetzigen Form ist kein Zeichen von Handlungsfähigkeit, sondern von Ratlosigkeit. Sie droht, zum Symbol einer Brüsseler Beamtenblase zu werden, die sich in ihrer eigenen Komplexität verliert. Wer Entwaldung wirklich bekämpfen will, muss zwischen Amazonas und Schwarzwald unterscheiden können und darf nicht alle über einen bürokratischen Kamm scheren.

Bernhard Bolkart