Die Milchviehhaltung in Höhenlagen ist für Tierhalter besonders herausfordernd. Mit Dr. Markus Rombach und Hans Koch gaben zwei hochkarätige Referenten auf dem ersten Höhenlandwirtschaftstag der AfH Praxistipps für mehr Effizienz und Leistungssteigerung im Stall und Grünland.
Die Landwirtschaft in Berglagen stellt an Milchviehhalter besondere Bedingungen. Dieser Tatsache hat die Arbeitsgemeinschaft für Höhenlandwirtschaft unter dem Dach des BLHV ihren ersten Höhenlandwirtschaftstag gewidmet. Der vergangene Samstag stand unter dem Zeichen von fachlicher Information und Austausch. Der Vorsitzende Oswald Tröndle und sein Organisationsteam hatten Dr. Markus Rombach und Hans Koch − zwei Fachmänner der Tierhaltung und Grünlandwirtschaft − auf den Breiteckhof von Familie Riesle nach Gütenbach eingeladen. Die haben eine Fülle wertvoller Praxistipps mitgebracht. Mit großem Engagement sorgte Familie Riesle für die Verpflegung der zahlreichen Gäste.
Dr. Markus Rombach konnte als Gruppenleiter Tierhaltung bei der Schweizer Beratungszentrale Agridea rasch die Achillesfersen der Fütterung von Milchkühen auf bergigen Grünlandstandorten benennen. Häufig könne man eine Milchfettdepression während der Weidesaison beobachten, die von einem zu hohen Energiegehalt und zu geringer strukturwirksamer Rohfaser in der Ration herrühre. Er riet, auch auf den Rohfettgehalt in der Ration zu achten und bei Bedarf zusätzlich Heu anzubieten.
Der Rinderfachmann führte seine Zuhörer in zwei Stunden vollgepackt mit Praxistipps durch die Fütterung von Rindern in allen Altersstufen. Sein Rat: „Passen Sie die Rationen vorausschauend an, denn die Verdauung benötigt immer drei bis vier Wochen zur Anpassung.“ Das gelte für den Verlauf der Weidesaison, in der die Menge und Qualität des Aufwuchses sich immer wieder ändere. Entsprechend müsse die Ration immer wieder leicht nachjustiert werden. Genauso verhalte es sich auch tierindividuell, beispielsweise beim Trockenstellen. „Belassen Sie stets alle Komponenten in der Ration, so dass das Pansen- und Darmmikrobiom immer mit allen nötigen Spezies besiedelt ist und sich davon ausgehend auf Veränderungen der Rationszusammensetzung anpassen kann“, riet Rombach. Ziel müsse es sein, dass die Kühe das auf dem Betrieb zur Verfügung stehende Futter optimal nutzen.
Die Zukunft sieht der Berater in der satellitengestützten Aufwuchsbewertung von Futter- und Weideflächen, für die in Abstimmung mit meteorologischen Prognosen Nutzungsempfehlungen an die Tierhalter ausgegeben werden könnten. In der Schweiz liefen hierzu bereits Projekte. Es gilt herauszufinden, auf welcher Weide das beste Futter für die beste Milch wächst. Bis dahin gelte es für Tierhalter in der Bergregion, ihr Gefühl für den Weideaufwuchs und die Tiere mit den Daten der Milchleistungsprüfungen regelmäßig abzugleichen und die Ration bei Bedarf anzupassen, bevor die Kühe bei der Leistung, den Inhaltsstoffen oder mit dem Stoffwechsel Probleme bekommen. Eine regelmäßige Fütterungsplanung ist vorteilhaft für die Betriebsökonomie, die Betriebsökologie und das Tierwohl.
Entscheidend für den ökonomischen Erfolg ist auch die Intensität der Kälberaufzucht. Auf 800 bis 1000 kg Milch bezifferte der Berater die Mehrleistung von Kühen in der ersten Laktation, wenn alles richtig gemacht wurde. Dazu zähle die Ad-libitum-Vollmilchtränke bis wenigstens in die 4. Lebenswoche. „Wir holen nie mehr auf, was wir beim Kalb versäumen“, mahnte Rombach. Er warb für eine Kälber-TMR auf der Basis von Heu, Stroh und Apfelmelasse, die Tierhalter auch in kleinen Mengen leicht, beispielsweise in einem Betonmischer, herstellen können. Die Faserfraktionen tragen zur Bildung der Pansenzotten bei. Je mehr Oberfläche am Ende vorhanden ist, umso mehr Futtermenge kann später aufgenommen und verwertet werden. Es sei erwiesen, so Rombach, dass ein hoher Getreideanteil im Kälberfutter nicht den gleichen Effekt wie die Faserfraktionen aus Heu und Stroh habe. Bei ausschließlich getränkten Kälbern würde der Pansen praktisch gar keine Zotten ausbilden. „Für das Absetzen zählt“, so der Experte, „nicht ein Stichtag in der zehnten Lebenswoche, sondern wenn die Kälber 1,5 kg Trockenmasse aus Kälber-TMR sicher fressen.“ Rombach riet seinen Zuhörern, Hustenkälber niemals zu remontieren, da auch sie nie mehr ihr genetisches Potenzial ausschöpfen könnten.
Nachzuchttiere sollen die Kälber-TMR bis zum 6. Lebensmonat erhalten. Da setzt die Geschlechtsreife ein − bei Vorderwäldern im 7. Monat. Eine Rationsanpassung mit weniger Kälber-TMR und mehr Silage solle dann mit einen leichten Energiemangel bei gleichzeitigem Proteinüberhang die Bildung des Euter-Epithels fördern, regte Rombach an.
Sind in der Ration keine Fehler auszumachen, aber Milchleistung oder Besamungserfolg könnten besser sein, dann rät der Tierhaltungsberater, einen Blick auf den DCAB-Wert (dietary-cation-anion-balance) in der Futtermittelanalyse zu werfen, der durch Schwankungen in den Grassilagen möglicherweise zu niedrig sei. Außerdem könne der Tierhalter Qualitätsparameter der Silage, wie Zucker- oder Stärkegehalt, auch mit einfachen Mitteln selbst zwischendurch prüfen. Milchviehhalter können den Zuckergehalt von Silagen in einem Refraktometer, das in Grad Brix (°Bx) misst, einfach testen, demonstrierte Rombach.
„Für mich ist es wichtig, dass Tierhalter sich regelmäßig selbst überprüfen“, ermuntert der Referent seine Zuhörer. Betriebe im Schwarzwald seien denen in der Schweiz sehr ähnlich und man komme schon sehr weit, wenn man schaue, was vorne in die Kuh reingehe und was hinten rauskomme. Dazu gehöre es auch, regelmäßig mehrere Kuhfladen auszuwaschen und anhand der Konsistenz zu bewerten, ob der Stärkegehalt der Ration passe. Wenn es zwischen den Fingern klebe, sei der zu hoch.
„Nutzen Sie KI bei der Bewirtschaftung des Grünlandes“, riet der selbständige Berater Hans Koch seinen Zuhörern. Mit KI meinte er jedoch „Kuh-Intelligenz“. Kühe ließen beim Weideauftrieb konsequent alle Pflanzen links liegen, die nicht gut für die Leistung seien. Tierhalter sollten sich deshalb beim ersten Auftrieb eine Stunde Zeit nehmen und beobachten, was und wie die Leitkuh frisst. Mittlerweile seien Futterbau und Fütterung voneinander losgelöst und für den Pflanzenbau müsse der Futterhaufen nach der Ernte möglichst groß sein, brachte Koch es auf den Punkt. Ranghohe Tiere würden am Futtertisch dann stärker selektieren als rangniedere Tiere.
„Das, was wir im Grünland sparen, geben wir an anderer Stelle aus. Verdienen tun da jedoch immer andere, nicht aber der Betrieb“, provozierte Koch. Sei etwa zu viel Stickstoff in der Gülle, könne das auch heißen, dass zu wenig verdauliches Protein im Futter sei.
Der Grünlandexperte bemängelte, dass bei den Landessortenversuchen aus Kostengründen nicht einmal mehr die Verdaulichkeit geprüft werde. „Wenn Sie als Tierhalter aber nicht zu den Grünlandveranstaltungen kommen, während das Interesse bei Ackerkulturen riesengroß ist, dann sehen die Verantwortlichen auch keine Notwendigkeit“, mahnte Hans Koch. Ohne konkretes Produktionsziel im Grünland sei schlussendlich immer das Wetter oder die Düngeverordnung schuld, wenn es nicht optimal laufe.
Der Grünlandberater und Landwirt Hans Koch mahnte eindringlich, dem Gründland mehr Aufmerksamt und Pflege zu schenken.
Nach seiner Erfahrung sind Betriebe, die 7000 kg Milch aus dem Grundfutter holen, zu 50 Prozent (%) Bio-Betriebe und zur anderen Hälfte konventionell.
„Grünland ist in Deutschland die flächenmäßig größte Kultur, mit der man sich am wenigsten auseinandersetzt“, bemängelte der Berater. Dort passiert alles auf den obersten Zentimetern. Die wichtigsten Nährstoffe seien Wasser und danach Kalk. „Stickstoff ist der Motor für das Pflanzenleben“, so Koch, „Kalk der einzige Dünger für Bodenchemie, -physik und -biologie“.
Nur 20 % der Böden seien ausreichend mit Kalk versorgt. Zur Kalkdüngung empfiehlt Koch hochauflösenden Kalk, denn auf dem Grünland werde dieser ja nicht eingearbeitet. Die Kalkung könne mit feinen Mehlen auch mit der Güllegabe erfolgen oder zusammen mit Festmist ausgebracht werden. „Ich erzähle Ihnen hier von der guten fachlichen Praxis, die seit 200 Jahren unverändert Gültigkeit hat“, fügt er lachend hinzu.
Hans Koch demonstriert die Wirkung von CO₂ auf gelösten Kalk mit Strohhalme in der Flasche und einem Bodentest mit Hellige ph-Meter.
Der Klimawandel erfordere einen aufmerksameren Blick auf den Kalkgehalt des Bodens. Bei Bodentemperaturen über 25 °C gehe das Wasser in die Kühlung der Pflanzen, über 35 °C finde kein Ertragszuwachs mehr statt. Der Kalkentzug steigt durch die längere Vegetationsdauer. „Sie haben selbst hier oben eine um 60 Tage längere Vegetationszeit als noch vor 30 Jahren“, erinnerte Hans Koch. Mit einem Hellige pH-Meter zeigte er, wie einfach der Boden-pH-Wert geprüft werden kann. Für den tatsächlichen Kalkgehalt bedarf es aber einer Bodenanalyse. Zu viel Kalk sei mit kohlensauren Kalken kaum möglich, bei Branntkalk sei Vorsicht geboten, so Koch.
„Stimmen Kalkgehalt und Grundnährstoffe nicht, können Sie sich jede Nachsaat sparen“, erklärte Koch, „Frei nach dem Motto, wir haben schon oft nachgesät. Es war nie kostenlos, aber immer umsonst“, legt er nach. Hart geht der Berater mit dem trockenheitstoleranten Knaulgras ins Gericht. „Probieren Sie mal selbst, das zu zerkauen“, ermuntert er seine Zuhörer, Futtergräser selbst zu probieren. „Das ist nur in den Mischungen drin, weil es viel Masseertrag bringt und Pflanzenbauberater das weder selbst verwerten noch fressen müssen.“ Knaulgras transportiere viel Schmutz ins Silo und reife früh, einschließlich Pilzbefall, was zu Fehlgärungen und Mykotoxinbelastung führe. „Mit einer Heutrocknung verteilen Sie das im gesamten Futterstock“, so Koch.
Bei 50 % unerwünschtem Pflanzenbesatz rät Koch zu Umbruch und Neuansaat, denn eine erwünschte Leistungssteigerung zur Minimierung des CO2-
Fußabdruckes sei so nicht möglich. Als Begründung seien ein Verweis auf das Tierwohl und die Förderung von unnötigen Futterimporten legitim.
Die Besucher des ersten Höhenlandwirtschaftstages waren sichtlich begeistert über die Fülle wertvoller Anregungen.
Die Milchviehhaltung in Höhenlagen ist für Tierhalter besonders herausfordernd. Mit Dr. Markus Rombach und Hans Koch gaben zwei hochkarätige Referenten auf dem ersten Höhenlandwirtschaftstag der AfH Praxistipps für mehr Effizienz und Leistungssteigerung im Stall und Grünland.
Die Landwirtschaft in Berglagen stellt an Milchviehhalter besondere Bedingungen. Dieser Tatsache hat die Arbeitsgemeinschaft für Höhenlandwirtschaft unter dem Dach des BLHV ihren ersten Höhenlandwirtschaftstag gewidmet. Der vergangene Samstag stand unter dem Zeichen von fachlicher Information und Austausch. Der Vorsitzende Oswald Tröndle und sein Organisationsteam hatten Dr. Markus Rombach und Hans Koch − zwei Fachmänner der Tierhaltung und Grünlandwirtschaft − auf den Breiteckhof von Familie Riesle nach Gütenbach eingeladen. Die haben eine Fülle wertvoller Praxistipps mitgebracht. Mit großem Engagement sorgte Familie Riesle für die Verpflegung der zahlreichen Gäste.
Dr. Markus Rombach konnte als Gruppenleiter Tierhaltung bei der Schweizer Beratungszentrale Agridea rasch die Achillesfersen der Fütterung von Milchkühen auf bergigen Grünlandstandorten benennen. Häufig könne man eine Milchfettdepression während der Weidesaison beobachten, die von einem zu hohen Energiegehalt und zu geringer strukturwirksamer Rohfaser in der Ration herrühre. Er riet, auch auf den Rohfettgehalt in der Ration zu achten und bei Bedarf zusätzlich Heu anzubieten.
Der Rinderfachmann führte seine Zuhörer in zwei Stunden vollgepackt mit Praxistipps durch die Fütterung von Rindern in allen Altersstufen. Sein Rat: „Passen Sie die Rationen vorausschauend an, denn die Verdauung benötigt immer drei bis vier Wochen zur Anpassung.“ Das gelte für den Verlauf der Weidesaison, in der die Menge und Qualität des Aufwuchses sich immer wieder ändere. Entsprechend müsse die Ration immer wieder leicht nachjustiert werden. Genauso verhalte es sich auch tierindividuell, beispielsweise beim Trockenstellen. „Belassen Sie stets alle Komponenten in der Ration, so dass das Pansen- und Darmmikrobiom immer mit allen nötigen Spezies besiedelt ist und sich davon ausgehend auf Veränderungen der Rationszusammensetzung anpassen kann“, riet Rombach. Ziel müsse es sein, dass die Kühe das auf dem Betrieb zur Verfügung stehende Futter optimal nutzen.
Die Zukunft sieht der Berater in der satellitengestützten Aufwuchsbewertung von Futter- und Weideflächen, für die in Abstimmung mit meteorologischen Prognosen Nutzungsempfehlungen an die Tierhalter ausgegeben werden könnten. In der Schweiz liefen hierzu bereits Projekte. Es gilt herauszufinden, auf welcher Weide das beste Futter für die beste Milch wächst. Bis dahin gelte es für Tierhalter in der Bergregion, ihr Gefühl für den Weideaufwuchs und die Tiere mit den Daten der Milchleistungsprüfungen regelmäßig abzugleichen und die Ration bei Bedarf anzupassen, bevor die Kühe bei der Leistung, den Inhaltsstoffen oder mit dem Stoffwechsel Probleme bekommen. Eine regelmäßige Fütterungsplanung ist vorteilhaft für die Betriebsökonomie, die Betriebsökologie und das Tierwohl.
Entscheidend für den ökonomischen Erfolg ist auch die Intensität der Kälberaufzucht. Auf 800 bis 1000 kg Milch bezifferte der Berater die Mehrleistung von Kühen in der ersten Laktation, wenn alles richtig gemacht wurde. Dazu zähle die Ad-libitum-Vollmilchtränke bis wenigstens in die 4. Lebenswoche. „Wir holen nie mehr auf, was wir beim Kalb versäumen“, mahnte Rombach. Er warb für eine Kälber-TMR auf der Basis von Heu, Stroh und Apfelmelasse, die Tierhalter auch in kleinen Mengen leicht, beispielsweise in einem Betonmischer, herstellen können. Die Faserfraktionen tragen zur Bildung der Pansenzotten bei. Je mehr Oberfläche am Ende vorhanden ist, umso mehr Futtermenge kann später aufgenommen und verwertet werden. Es sei erwiesen, so Rombach, dass ein hoher Getreideanteil im Kälberfutter nicht den gleichen Effekt wie die Faserfraktionen aus Heu und Stroh habe. Bei ausschließlich getränkten Kälbern würde der Pansen praktisch gar keine Zotten ausbilden. „Für das Absetzen zählt“, so der Experte, „nicht ein Stichtag in der zehnten Lebenswoche, sondern wenn die Kälber 1,5 kg Trockenmasse aus Kälber-TMR sicher fressen.“ Rombach riet seinen Zuhörern, Hustenkälber niemals zu remontieren, da auch sie nie mehr ihr genetisches Potenzial ausschöpfen könnten.
Nachzuchttiere sollen die Kälber-TMR bis zum 6. Lebensmonat erhalten. Da setzt die Geschlechtsreife ein − bei Vorderwäldern im 7. Monat. Eine Rationsanpassung mit weniger Kälber-TMR und mehr Silage solle dann mit einen leichten Energiemangel bei gleichzeitigem Proteinüberhang die Bildung des Euter-Epithels fördern, regte Rombach an.
Sind in der Ration keine Fehler auszumachen, aber Milchleistung oder Besamungserfolg könnten besser sein, dann rät der Tierhaltungsberater, einen Blick auf den DCAB-Wert (dietary-cation-anion-balance) in der Futtermittelanalyse zu werfen, der durch Schwankungen in den Grassilagen möglicherweise zu niedrig sei. Außerdem könne der Tierhalter Qualitätsparameter der Silage, wie Zucker- oder Stärkegehalt, auch mit einfachen Mitteln selbst zwischendurch prüfen. Milchviehhalter können den Zuckergehalt von Silagen in einem Refraktometer, das in Grad Brix (°Bx) misst, einfach testen, demonstrierte Rombach.
„Für mich ist es wichtig, dass Tierhalter sich regelmäßig selbst überprüfen“, ermuntert der Referent seine Zuhörer. Betriebe im Schwarzwald seien denen in der Schweiz sehr ähnlich und man komme schon sehr weit, wenn man schaue, was vorne in die Kuh reingehe und was hinten rauskomme. Dazu gehöre es auch, regelmäßig mehrere Kuhfladen auszuwaschen und anhand der Konsistenz zu bewerten, ob der Stärkegehalt der Ration passe. Wenn es zwischen den Fingern klebe, sei der zu hoch.
„Nutzen Sie KI bei der Bewirtschaftung des Grünlandes“, riet der selbständige Berater Hans Koch seinen Zuhörern. Mit KI meinte er jedoch „Kuh-Intelligenz“. Kühe ließen beim Weideauftrieb konsequent alle Pflanzen links liegen, die nicht gut für die Leistung seien. Tierhalter sollten sich deshalb beim ersten Auftrieb eine Stunde Zeit nehmen und beobachten, was und wie die Leitkuh frisst. Mittlerweile seien Futterbau und Fütterung voneinander losgelöst und für den Pflanzenbau müsse der Futterhaufen nach der Ernte möglichst groß sein, brachte Koch es auf den Punkt. Ranghohe Tiere würden am Futtertisch dann stärker selektieren als rangniedere Tiere.
„Das, was wir im Grünland sparen, geben wir an anderer Stelle aus. Verdienen tun da jedoch immer andere, nicht aber der Betrieb“, provozierte Koch. Sei etwa zu viel Stickstoff in der Gülle, könne das auch heißen, dass zu wenig verdauliches Protein im Futter sei.
Der Grünlandexperte bemängelte, dass bei den Landessortenversuchen aus Kostengründen nicht einmal mehr die Verdaulichkeit geprüft werde. „Wenn Sie als Tierhalter aber nicht zu den Grünlandveranstaltungen kommen, während das Interesse bei Ackerkulturen riesengroß ist, dann sehen die Verantwortlichen auch keine Notwendigkeit“, mahnte Hans Koch. Ohne konkretes Produktionsziel im Grünland sei schlussendlich immer das Wetter oder die Düngeverordnung schuld, wenn es nicht optimal laufe.
Nach seiner Erfahrung sind Betriebe, die 7000 kg Milch aus dem Grundfutter holen, zu 50 Prozent (%) Bio-Betriebe und zur anderen Hälfte konventionell.
„Grünland ist in Deutschland die flächenmäßig größte Kultur, mit der man sich am wenigsten auseinandersetzt“, bemängelte der Berater. Dort passiert alles auf den obersten Zentimetern. Die wichtigsten Nährstoffe seien Wasser und danach Kalk. „Stickstoff ist der Motor für das Pflanzenleben“, so Koch, „Kalk der einzige Dünger für Bodenchemie, -physik und -biologie“.
Nur 20 % der Böden seien ausreichend mit Kalk versorgt. Zur Kalkdüngung empfiehlt Koch hochauflösenden Kalk, denn auf dem Grünland werde dieser ja nicht eingearbeitet. Die Kalkung könne mit feinen Mehlen auch mit der Güllegabe erfolgen oder zusammen mit Festmist ausgebracht werden. „Ich erzähle Ihnen hier von der guten fachlichen Praxis, die seit 200 Jahren unverändert Gültigkeit hat“, fügt er lachend hinzu.
Der Klimawandel erfordere einen aufmerksameren Blick auf den Kalkgehalt des Bodens. Bei Bodentemperaturen über 25 °C gehe das Wasser in die Kühlung der Pflanzen, über 35 °C finde kein Ertragszuwachs mehr statt. Der Kalkentzug steigt durch die längere Vegetationsdauer. „Sie haben selbst hier oben eine um 60 Tage längere Vegetationszeit als noch vor 30 Jahren“, erinnerte Hans Koch. Mit einem Hellige pH-Meter zeigte er, wie einfach der Boden-pH-Wert geprüft werden kann. Für den tatsächlichen Kalkgehalt bedarf es aber einer Bodenanalyse. Zu viel Kalk sei mit kohlensauren Kalken kaum möglich, bei Branntkalk sei Vorsicht geboten, so Koch.
„Stimmen Kalkgehalt und Grundnährstoffe nicht, können Sie sich jede Nachsaat sparen“, erklärte Koch, „Frei nach dem Motto, wir haben schon oft nachgesät. Es war nie kostenlos, aber immer umsonst“, legt er nach. Hart geht der Berater mit dem trockenheitstoleranten Knaulgras ins Gericht. „Probieren Sie mal selbst, das zu zerkauen“, ermuntert er seine Zuhörer, Futtergräser selbst zu probieren. „Das ist nur in den Mischungen drin, weil es viel Masseertrag bringt und Pflanzenbauberater das weder selbst verwerten noch fressen müssen.“ Knaulgras transportiere viel Schmutz ins Silo und reife früh, einschließlich Pilzbefall, was zu Fehlgärungen und Mykotoxinbelastung führe. „Mit einer Heutrocknung verteilen Sie das im gesamten Futterstock“, so Koch.
Bei 50 % unerwünschtem Pflanzenbesatz rät Koch zu Umbruch und Neuansaat, denn eine erwünschte Leistungssteigerung zur Minimierung des CO2-
Fußabdruckes sei so nicht möglich. Als Begründung seien ein Verweis auf das Tierwohl und die Förderung von unnötigen Futterimporten legitim.
Die Besucher des ersten Höhenlandwirtschaftstages waren sichtlich begeistert über die Fülle wertvoller Anregungen.
Ulrike Amler