Beim Erntedankfest des BLHV auf dem Altschorenhof in Mühlingen kamen zahlreiche Gäste zusammen. In Gottesdienst und Ansprachen wurde deutlich: Landwirtschaft ist mehr als Versorgung – sie steht auch für Fürsorge, Gemeinschaft und gesellschaftliches Engagement.
Mit rund 400 Besucherinnen und Besuchern war das Erntedankfest des BLHV auf dem Altschorenhof der Familie Deyer in Mühlingen bestens besucht. Zwischen festlich geschmückten Erntegaben und herbstlicher Hofkulisse fand der Gottesdienst unter freiem Himmel statt – zunächst unter einem bedeckten Himmel, doch pünktlich zum Abschluss ließ sich die Sonne blicken und setzte dem festlichen Anlass einen goldenen Schimmer auf.
Zur Begrüßung der Gäste zeigte sich auch BLHV-Präsident Bernhard Bolkart optimistisch: „Ein bisschen blauer Himmel kommt durch“, sagte er mit einem Blick in Richtung Horizont – und verwies augenzwinkernd darauf, dass sogar das Sonnenwetter im Veranstaltungskonzept vorgesehen sei. In seiner Ansprache betonte Bolkart die große Bedeutung und die lange Tradition des BLHV-Erntedankfests: Es stehe für die tiefe Verbundenheit zwischen Kirche und bäuerlichem Berufsstand. Mit diesen Worten hieß er auch Ordinariatsrat Thorsten Gompper willkommen, der in diesem Jahr gemeinsam mit Thomas Hegner, Referatsleiter im Erzbischöflichen Seelsorgeamt in Freiburg, den Gottesdienst gestaltete.
Doch Bolkart beließ es nicht bei den offiziellen Grußworten. Deutlich und mit spürbarem Ernst kritisierte er die von der EU-Kommission geplante Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Diese komme einem radikalen Umbruch gleich – in einer Zeit, in der die Landwirtschaft vor allem Verlässlichkeit und Stabilität brauche. „Fehlende Planungssicherheit, finanzieller Druck, mangelnde Wertschätzung und eine ausufernde Bürokratie lassen viele Bäuerinnen und Bauern verzweifeln“, sagte Bolkart und sprach offen aus, dass manche unter dieser Last auch zerbrechen. Umso wichtiger sei es, so Bolkart weiter, dass das Land Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Verband an konkreten und niedrigschwelligen Hilfsangeboten für von psychischer Belastung betroffene Landwirte arbeite.
Mit diesen ernsten, aber ebenso bedeutsamen Worten für die bäuerliche Gemeinschaft übergab Bernhard Bolkart das Wort an Thomas Hegner, der den Gottesdienst offiziell eröffnete. Hegner knüpfte dabei an das Leitmotiv des diesjährigen Erntedankgottesdienstes an: „Gemeinsam Verantwortung übernehmen.“ „Heute dürfen wir dankbar auf das zurückblicken, was wir erreicht haben – und zugleich Verantwortung dafür übernehmen, sorgsam mit dem Boden und den Menschen umzugehen. So feiern wir gemeinsam Erntedank“, sagte Hegner.
Auch in der Predigt von Ordinariatsrat Gompper stand die Verantwortung des Menschen für Boden, Umwelt, Natur und die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln im Mittelpunkt. Der Mensch sei nicht Eigentümer oder bloßer Nutznießer des Landes, sondern vielmehr dessen Pächter und Verwalter – und daraus erwachse eine besondere, gemeinsame Verantwortung.
Natürlich sei das Land die zentrale Ressource für jeden landwirtschaftlichen Betrieb, erklärte Gompper. Doch auch viele andere Wirtschaftszweige und Interessenlagen seien darauf angewiesen. In diesem Zusammenhang sprach er den zunehmenden Flächenverbrauch durch Infrastrukturprojekte, den Bau von Wohnungen und die Ausweitung von Gewerbegebieten an.
Damit sprach Gompper einen zentralen Konflikt der modernen Gesellschaft an: Wer bekommt das begehrte Land – die Landwirtschaft oder die Kommune? Aus diesem Spannungsfeld erwachse eine Konkurrenz um Flächen – mit der Folge, dass Boden- und Pachtpreise weiter steigen und irgendwann auch für viele Landwirte unbezahlbar werden. An dieser Stelle wurde auch der Ordinariatsrat politisch: Er forderte die Entscheidungsträger eindringlich auf, die Landwirtschaft bei diesen Konfliktfragen nicht zurückzulassen.
Denn eine verantwortungsvolle Nutzung durch die heimische Landwirtschaft sei in vielerlei Hinsicht von zentraler Bedeutung, erklärte Gompper – für die Ernährungssicherheit, den Erhalt der Kulturlandschaft, die Artenvielfalt und nicht zuletzt auch als Beitrag zur Energiesicherheit. „All das sind wichtige Aspekte, die heute in unserer Erntedankfeier mitgedacht werden“, so Gompper.
Dabei verwies Gompper auf die biblischen Texte, die im Gottesdienst von Landfrauenpräsidentin Christiane Wangler gelesen wurden – Texte, die bereits vor über 3000 Jahren das Land als Grundlage menschlicher Existenz würdigten und priesen. Umso wichtiger sei es – damals wie heute –, gute Entscheidungen zu treffen, um dieses Land auch für kommende Generationen zu bewahren. „Wir können viel leisten“, mahnte Gompper, „doch eines sollten wir uns immer bewusst machen: Diese Welt gehört nicht uns.“ Diese Welt sei uns allen anvertraut – und nach uns kämen andere, die ebenso auf eine intakte Lebensgrundlage angewiesen seien.
Kurz nach der Predigt brach auch die Sonne endgültig durch den wolkenverhangenen Himmel – fast wie ein Zeichen von oben. Sie erinnerte daran, dass trotz aller ernsten und mahnenden Worte Zuversicht und Hoffnung auf bessere Zeiten stets dazugehören.
Zum Abschluss richtete BLHV-Präsident Bernhard Bolkart seinen besonderen Dank an Andreas Deyer, der mit großem Einsatz und organisatorischem Geschick zum Gelingen des Erntedankfests beigetragen hatte. Für diese „reiche Ernte“ an Engagement und Herzblut erhielt er den verdienten Applaus der versammelten Festgemeinde. Großer Dank galt auch den Landfrauen aus Stockach, die – wie bei den Erntedankfesten des BLHV üblich – für das leibliche Wohl sorgten. Mit ihrem Engagement trugen sie maßgeblich dazu bei, dass auch der gesellige Teil des Festes ein voller Erfolg wurde.
Die Landfrauen Stockach-Engen und das Team rund um Betriebsleiter Andreas Deyer sorgten mit großem Einsatz und organisatorischen Geschickt für das Gelingen des Erntedankfestes.
Kaum war der Gottesdienst beendet, wurden aus allen Ecken Bänke und Tische herangetragen – und wie selbstverständlich packten die anwesenden Landwirtinnen und Landwirte tatkräftig mit an. Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich der Gottesdiensthof in einen lebendigen Festplatz. Dort wurde weitergesprochen über das, was in Predigt und Ansprachen bewegt hatte – und ebenso über das, was den bäuerlichen Alltag prägt.
Und wer wollte, konnte die wärmenden Sonnenstrahlen mit einem ganz besonderen Genuss verbinden: Hofeis, das Gastgeber Andreas Deyer selbst auf seinem Betrieb herstellt. Ein süßer Abschluss für ein rundum gelungenes Erntedankfest.
Padrig Elsner
Kirchen rufen zu Achtsamkeit auf
Im einem Rundbrief zum Erntedankfest lenken die Erzdiözese Freiburg und die Evangelische Landeskirche in Baden den Blick gezielt auf die schwierige Lage vieler Winzerinnen und Winzer. Der Weinbau befindet sich in einer existenziellen Krise. Viele Betriebe wirtschaften bereits unterhalb der Kostendeckung, ein Ende ist nicht in Sicht. Die Kirchen betonen, dass es dabei um mehr geht als um wirtschaftliche Not: Wenn über Generationen geführte Familienbetriebe aufgeben müssen, drohen tiefgreifende Brüche – persönlich, familiär, kulturell. Es geht um den Verlust von Identität, Gemeinschaft und Tradition in Dörfern und Gemeinden. Viele Betroffene tragen diese Last still – mit gesundheitlichen und seelischen Folgen.
Die Kirchen rufen deshalb dazu auf, aufmerksam hinzuhören, Gespräche zu suchen und den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Sie ermutigen dazu, Hilfe anzunehmen – auch über die bekannten Beratungsangebote. Neben den Bauernverbänden und der landwirtschaftlichen Sozialversicherung engagieren sich auch kirchliche Fachdienste wie der „Landwirtschaftliche Beratungsdienst – Familie & Betrieb“, der „Kirchliche Dienst auf dem Land“ sowie die Bildungshäuser in Neckarelz und St. Ulrich.
Beim Erntedankfest des BLHV auf dem Altschorenhof in Mühlingen kamen zahlreiche Gäste zusammen. In Gottesdienst und Ansprachen wurde deutlich: Landwirtschaft ist mehr als Versorgung – sie steht auch für Fürsorge, Gemeinschaft und gesellschaftliches Engagement.
Mit rund 400 Besucherinnen und Besuchern war das Erntedankfest des BLHV auf dem Altschorenhof der Familie Deyer in Mühlingen bestens besucht. Zwischen festlich geschmückten Erntegaben und herbstlicher Hofkulisse fand der Gottesdienst unter freiem Himmel statt – zunächst unter einem bedeckten Himmel, doch pünktlich zum Abschluss ließ sich die Sonne blicken und setzte dem festlichen Anlass einen goldenen Schimmer auf.
Zur Begrüßung der Gäste zeigte sich auch BLHV-Präsident Bernhard Bolkart optimistisch: „Ein bisschen blauer Himmel kommt durch“, sagte er mit einem Blick in Richtung Horizont – und verwies augenzwinkernd darauf, dass sogar das Sonnenwetter im Veranstaltungskonzept vorgesehen sei. In seiner Ansprache betonte Bolkart die große Bedeutung und die lange Tradition des BLHV-Erntedankfests: Es stehe für die tiefe Verbundenheit zwischen Kirche und bäuerlichem Berufsstand. Mit diesen Worten hieß er auch Ordinariatsrat Thorsten Gompper willkommen, der in diesem Jahr gemeinsam mit Thomas Hegner, Referatsleiter im Erzbischöflichen Seelsorgeamt in Freiburg, den Gottesdienst gestaltete.
Doch Bolkart beließ es nicht bei den offiziellen Grußworten. Deutlich und mit spürbarem Ernst kritisierte er die von der EU-Kommission geplante Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Diese komme einem radikalen Umbruch gleich – in einer Zeit, in der die Landwirtschaft vor allem Verlässlichkeit und Stabilität brauche. „Fehlende Planungssicherheit, finanzieller Druck, mangelnde Wertschätzung und eine ausufernde Bürokratie lassen viele Bäuerinnen und Bauern verzweifeln“, sagte Bolkart und sprach offen aus, dass manche unter dieser Last auch zerbrechen. Umso wichtiger sei es, so Bolkart weiter, dass das Land Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Verband an konkreten und niedrigschwelligen Hilfsangeboten für von psychischer Belastung betroffene Landwirte arbeite.
Mit diesen ernsten, aber ebenso bedeutsamen Worten für die bäuerliche Gemeinschaft übergab Bernhard Bolkart das Wort an Thomas Hegner, der den Gottesdienst offiziell eröffnete. Hegner knüpfte dabei an das Leitmotiv des diesjährigen Erntedankgottesdienstes an: „Gemeinsam Verantwortung übernehmen.“ „Heute dürfen wir dankbar auf das zurückblicken, was wir erreicht haben – und zugleich Verantwortung dafür übernehmen, sorgsam mit dem Boden und den Menschen umzugehen. So feiern wir gemeinsam Erntedank“, sagte Hegner.
Auch in der Predigt von Ordinariatsrat Gompper stand die Verantwortung des Menschen für Boden, Umwelt, Natur und die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln im Mittelpunkt. Der Mensch sei nicht Eigentümer oder bloßer Nutznießer des Landes, sondern vielmehr dessen Pächter und Verwalter – und daraus erwachse eine besondere, gemeinsame Verantwortung.
Natürlich sei das Land die zentrale Ressource für jeden landwirtschaftlichen Betrieb, erklärte Gompper. Doch auch viele andere Wirtschaftszweige und Interessenlagen seien darauf angewiesen. In diesem Zusammenhang sprach er den zunehmenden Flächenverbrauch durch Infrastrukturprojekte, den Bau von Wohnungen und die Ausweitung von Gewerbegebieten an.
Damit sprach Gompper einen zentralen Konflikt der modernen Gesellschaft an: Wer bekommt das begehrte Land – die Landwirtschaft oder die Kommune? Aus diesem Spannungsfeld erwachse eine Konkurrenz um Flächen – mit der Folge, dass Boden- und Pachtpreise weiter steigen und irgendwann auch für viele Landwirte unbezahlbar werden. An dieser Stelle wurde auch der Ordinariatsrat politisch: Er forderte die Entscheidungsträger eindringlich auf, die Landwirtschaft bei diesen Konfliktfragen nicht zurückzulassen.
Denn eine verantwortungsvolle Nutzung durch die heimische Landwirtschaft sei in vielerlei Hinsicht von zentraler Bedeutung, erklärte Gompper – für die Ernährungssicherheit, den Erhalt der Kulturlandschaft, die Artenvielfalt und nicht zuletzt auch als Beitrag zur Energiesicherheit. „All das sind wichtige Aspekte, die heute in unserer Erntedankfeier mitgedacht werden“, so Gompper.
Dabei verwies Gompper auf die biblischen Texte, die im Gottesdienst von Landfrauenpräsidentin Christiane Wangler gelesen wurden – Texte, die bereits vor über 3000 Jahren das Land als Grundlage menschlicher Existenz würdigten und priesen. Umso wichtiger sei es – damals wie heute –, gute Entscheidungen zu treffen, um dieses Land auch für kommende Generationen zu bewahren. „Wir können viel leisten“, mahnte Gompper, „doch eines sollten wir uns immer bewusst machen: Diese Welt gehört nicht uns.“ Diese Welt sei uns allen anvertraut – und nach uns kämen andere, die ebenso auf eine intakte Lebensgrundlage angewiesen seien.
Kurz nach der Predigt brach auch die Sonne endgültig durch den wolkenverhangenen Himmel – fast wie ein Zeichen von oben. Sie erinnerte daran, dass trotz aller ernsten und mahnenden Worte Zuversicht und Hoffnung auf bessere Zeiten stets dazugehören.
Zum Abschluss richtete BLHV-Präsident Bernhard Bolkart seinen besonderen Dank an Andreas Deyer, der mit großem Einsatz und organisatorischem Geschick zum Gelingen des Erntedankfests beigetragen hatte. Für diese „reiche Ernte“ an Engagement und Herzblut erhielt er den verdienten Applaus der versammelten Festgemeinde. Großer Dank galt auch den Landfrauen aus Stockach, die – wie bei den Erntedankfesten des BLHV üblich – für das leibliche Wohl sorgten. Mit ihrem Engagement trugen sie maßgeblich dazu bei, dass auch der gesellige Teil des Festes ein voller Erfolg wurde.
Kaum war der Gottesdienst beendet, wurden aus allen Ecken Bänke und Tische herangetragen – und wie selbstverständlich packten die anwesenden Landwirtinnen und Landwirte tatkräftig mit an. Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich der Gottesdiensthof in einen lebendigen Festplatz. Dort wurde weitergesprochen über das, was in Predigt und Ansprachen bewegt hatte – und ebenso über das, was den bäuerlichen Alltag prägt.
Und wer wollte, konnte die wärmenden Sonnenstrahlen mit einem ganz besonderen Genuss verbinden: Hofeis, das Gastgeber Andreas Deyer selbst auf seinem Betrieb herstellt. Ein süßer Abschluss für ein rundum gelungenes Erntedankfest.
Padrig Elsner
Kirchen rufen zu Achtsamkeit auf
Im einem Rundbrief zum Erntedankfest lenken die Erzdiözese Freiburg und die Evangelische Landeskirche in Baden den Blick gezielt auf die schwierige Lage vieler Winzerinnen und Winzer. Der Weinbau befindet sich in einer existenziellen Krise. Viele Betriebe wirtschaften bereits unterhalb der Kostendeckung, ein Ende ist nicht in Sicht. Die Kirchen betonen, dass es dabei um mehr geht als um wirtschaftliche Not: Wenn über Generationen geführte Familienbetriebe aufgeben müssen, drohen tiefgreifende Brüche – persönlich, familiär, kulturell. Es geht um den Verlust von Identität, Gemeinschaft und Tradition in Dörfern und Gemeinden. Viele Betroffene tragen diese Last still – mit gesundheitlichen und seelischen Folgen.
Die Kirchen rufen deshalb dazu auf, aufmerksam hinzuhören, Gespräche zu suchen und den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Sie ermutigen dazu, Hilfe anzunehmen – auch über die bekannten Beratungsangebote. Neben den Bauernverbänden und der landwirtschaftlichen Sozialversicherung engagieren sich auch kirchliche Fachdienste wie der „Landwirtschaftliche Beratungsdienst – Familie & Betrieb“, der „Kirchliche Dienst auf dem Land“ sowie die Bildungshäuser in Neckarelz und St. Ulrich.