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Abschied einer Institution im Haus der Bauern

Abschied einer Institution im Haus der Bauern

Nach fast 43 Berufsjahren  im Haus der Bauern in Freiburg – bei den Landfrauen, der Landjugend und beim BLHV – wurde Sieglinde Jakob im März in den Ruhestand verabschiedet. In der Sonner-Strauße in St. Ulrich richtete der BLHV für den engsten Kollegenkreis eine Feier aus.

„Sie haben im Haus der Bauern nicht nur fünf Hauptgeschäftsführer des BLHV ‚überlebt‘ und vier von ihnen in den Ruhestand verabschiedet, sondern auch Akzente in Bauernmode gesetzt“, fasste der derzeitige Hauptgeschäftsführer Benjamin Fiebig bei dieser Feier Sieglinde Jakobs Werdegang  mit einem Schuss Humor zusammen. Sieglinde Jakob startete ihren Berufsweg im Haus der Bauern 1977  bei den Landfrauen  als „Stenokontoristin“. Geschäftsführerin war damals Verena Galler. Der erste Wechsel im Haus führte sie zur Landjugend, wo sie zuständig war für Nachweise, Abrechnungen, aber auch Veranstaltungen und Reisen mitorganisierte und begleitete. 1984 folgte der Wechsel zum BLHV mit dem damaligen Hauptgeschäftsführer Dr. Clemens Seiterich. Eine Personalsachbearbeiterin wurde gebraucht; schließlich war der Personalstand von ehemals 70 Mitarbeitern auf 174 angewachsen. 

Lange gemeinsame Wegstrecke
BLHV-Präsident Werner Räpple dankte der frischgebackenen Ruheständlerin, dass sie ihr ganzes Berufsleben dem BLHV gewidmet hat. Er wies auf die lange gemeinsame Wegstrecke hin, die sie im Hauptamt und er im Ehrenamt in unterschiedlichen Ämtern und Funktionen zurückgelegt haben. „Es ist schön, mit einer Gruppe von den gleichen vertrauten Menschen durchs Berufs- und Ehrenamtsleben gehen zu können“, bekannte er.

Zusage kam per Postkarte
In ihrem eigenen Rückblick erwähnte Sieglinde Jakob, dass sie 1977 ihre Einstellungszusage per Postkarte erhalten habe, auf der alles draufstand, auch die Lohngruppe und die Urlaubstage. Der Liebe wegen wechselte sie seinerzeit von Zell-Weierbach nach Freiburg. Zu den Höhepunkten ihrer Landjugendzeit zählte sie die Begleitung der Berlinreisen zur Grünen Woche. Dort galt es stets, „den Haufen zusammenzuhalten“ und morgens zu den politischen Pflichtveranstaltungen zu motivieren. Lange Zeit sei die Arbeit durch sehr viel handschriftliche Aufzeichnungen in der Finanzbuchhaltung geprägt gewesen. Sie habe sich in Personalfragen weitergebildet, für die Arbeit die Schreibmaschine durchsetzen können und später auch die ersten Computer. 

Beim Rückblick auf Veränderungen ihres Arbeitsumfelds im Haus der Bauern erwähnt  Sieglinde Jakob  die Folgen einer stetig steigenden Mitarbeiterzahl mit wachsendem Aufgabenspektrum: „Früher war das Zusammengehörigkeitsgefühl stärker, aber wir waren halt auch weniger Leute.“ Außerdem sei es früher wichtiger als heute gewesen, dass Stellenbewerber „Stallgeruch“ mitbringen. „Man konnte allerdings auch unter mehr Bewerbern auswählen als heute in Zeiten des Fachkräftemangels“, so Sieglinde Jakob. Sie dankte schließlich allen für das gute Miteinander – mit einem weinenden Auge: „Ein wichtiger Teil meines Alltags mit vielen lieben Kollegen und manches Mal interessantem Flurfunk fällt jetzt weg.“

Sester/Eberenz

Corona versauert Start in den Ruhestand

Reisen, shoppen, Geselligkeit pflegen zählt zu den Aktivitäten, denen sich Sieglinde Jakob im Ruhestand ausgiebiger widmen will als bisher. Corona besorgt sie jetzt nicht nur persönlich etwas, sondern hat ihr auch den Start in den Ruhestand versauert, da auf unbestimmte Zeit nichts davon möglich ist. „Für April mussten wir bereits einen Städtetrip in die östlichen Bundesländer nach Leipzig, Dresden und Weimar absagen“, bedauert die Ruheständlerin. „Noch mehr bedauere ich, dass ich mich bisher nicht einmal richtig von den Kolleginnen und Kollegen im Haus der Bauern verabschieden konnte, mit einem Umtrunk, wie es sich eigentlich gehört.“ Leere Büros habe sie stattdessen unlängst bei einem Aufenthalt an der alten Wirkungsstätte angetroffen.  
Auch ihren 66. Geburtstag  vor rund zwei Wochen konnte sie nicht mit Freunden und Bekannten feiern. Ein befreundetes Ehepaar hat dafür gebührend entfernt von draußen ein Ständchen gesungen, und per WhatsApp-Nachricht gab’s den Klassiker von Udo Jürgens: „Mit 66 Jahren …“. „Mehr Radfahren“ steht ebenfalls auf der Aktivitätenliste von Sieglinde Jakob für den Ruhestand: „Das ist zwar möglich, aber alleine macht es natürlich nicht so viel Spaß“, sagt sie. Alle Menschen, gesellige Naturen wie Sieglinde Jakob erst recht, wünschen sich, dass der Corona-Spuk bald ein Ende haben möge.

Eberenz