Verbandsarbeit

Besonderer Tag attraktiv inszeniert

Landesversammlung – Eine kurzweilige und unterhaltsame Präsentation ernster Themen gelang dem BLHV bei seiner Landesversammlung am vergangenen Freitag in Endingen am Kaiserstuhl. Im Mittelpunkt der wichtigsten Veranstaltung des BLHV im Jahr stand der berufsständische Volksantrag. 

Die Landesversammlung 2020 des BLHV wird als eine ganz besondere in die Annalen der bäuerlichen Berufsstandsvertretung Südbadens eingehen. Sie konnte zusammen mit weiteren berufsständischen Verbänden im Land nicht nur die Unterschriftensammlung für den Volksantrag „Gemeinsam unsere Umwelt schützen in Baden-Württemberg“ mit großem Erfolg beenden und die symbolische Übergabe der Unterschriften an Landwirtschaftsminister Peter Hauk zelebrieren. 
Der BLHV blickte in Endingen auch auf ein turbulentes Jahr zurück, ausgelöst vom Volksbegehren von ProBiene „Rettet die Bienen“, mit Gefährdungspotenzial in existenzieller Dimension für die heimische Landwirtschaft. Das wiederum war Auslöser für die berufsständische Initiative für den Volksantrag. Dann trat die Landesregierung mit ihrem Eckpunktepapier als Alternative zum Volksbegehren auf den Plan. BLHV-Präsident Werner Räpple bilanzierte die Auseinandersetzungen rund um das Volksbegehren als „gigantische Herausforderung“ und „heftige Monate“. Das Volksbegehren selbst qualifizierte er „ein Stück weit als Frontalangriff auf die Landwirtschaft“. Räpple dankte sodann der Landesregierung für ihr Einschreiten. 
Auf bundespolitischer Ebene sorgte 2019 die Bundesregierung in Berlin mit ihrem „Agrarpaket“ und den damit verbundenen erheblichen Einschränkungen und Auflagen für Düngung und Pflanzenschutz für derartigen Unmut, dass aufgestaute Unzufriedenheit sich letztlich Bahn brach und daraus die neue Initiative „Land schafft Verbindung“ (LsV) hervorging.

Herausforderungen stärken Zusammenhalt
LsV stellte  in kurzer Zeit bundesweit und in Südbaden  die größten Bauerndemonstrationen seit vielen Jahren auf die Beine. 
Das alles passierte 2019 zusätzlich zu dem, was einen Bauernverband in ganz gewöhnlichen Jahren beschäftigt. Es war ein Jahr, das den Berufsstand enorm herausforderte, aber auch sehr positiv auf den inneren Zusammenhalt der Landwirte wirkte. Das merkte man der Landesversammlung sichtlich an: Sie war ideenreich gestaltet, kurzweilig, die Leute waren hellwach dabei.

BLHV-Präsident Werner Räpple begann seine Rede in Endingen mit einem Blick auf die Landwirtschaft global, indem er vom Weltagrarforum anlässlich der Grünen Woche in Berlin berichtete. Es zählte dieses Jahr rund 2000 Teilnehmer, darunter über 70 Agrarminister aus aller Welt. „Alleine 65 Länder auf dieser Welt haben nicht die Voraussetzungen, sich selbst ernähren zu können“, brachte Räpple von dort als prägende Nachricht mit nach Endingen. 
BLHV-Vizepräsident Bernhard Bolkart brachte bei einer Gesprächsrunde auf der gleichen Veranstaltung das andere Extrem für die Landwirtschaft auf den Punkt, das bei uns spielt. „Die Ernährungssicherheit ist absolut zweitrangig geworden“, stellte er fest. Präsident Werner Räpple forderte von Politik und Gesellschaft im Umgang mit der Landwirtschaft „wieder mehr ganzheitliches Denken“. Es seien mehr Sachlichkeit, Fachlichkeit und Berücksichtigung wissenschaftlicher Realitäten notwendig. „Wir müssen über Zielkonflikte und den Preis der gesellschaftlichen Erwartungen reden“, forderte er zudem. Als ein Beispiel für Widersprüchlichkeiten in Politik und Gesellschaft benannte er das Abkommen der EU mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten. „Wenn Rinder und Methan reduziert werden sollen, dann schaffen wir das nicht, wenn wir südamerikanisches Rindfleisch importieren“, gab Räpple zu bedenken.  Wenn aber Grünland hierzulande aus Umwelt- und Klimaschutzgründen wirksam als wertvoll geschützt werden solle, könne das nur funktionieren, wenn Rinder das Gras fressen.  Auch dieses gab Räpple beispielhaft zu bedenken. 
Zum weiteren öffentlichkeitswirksamen Thema Pflanzenschutzmittel bekundete Räpple, dass die Landwirtschaft mit auf den Weg gehe, den Einsatz dieser Mittel zu reduzieren.

„Die Ernte muss gesichert sein“
Dabei müssten aber die Kriterien Fachlichkeit, Sachlichkeit und Machbarkeit vorrangige Bedeutung haben. Dazu nannte er als Prämisse: „Die Ernte muss gesichert sein.“ 
Werner Räpple setzt grundsätzlich auf Freiwilligkeit und Anreize, wenn es um das Erreichen gesellschaftlicher Ziele mit der Landwirtschaft geht. Man setze zudem auf mehr Dialog. Dieses Ziel verfolge gerade der Volksantrag. Als Ergebnis dieses Dialogs könnten die Erwartungen  der Gesellschaft in einen Gesellschaftsvertrag münden, spann Räpple seine Vorstellungen weiter. „Wir machen uns auf den Weg und schauen, was erreichbar ist“, sagte Räpple beim Thema Pflanzenschutzmittelreduktion. Das taugt auch als Überschrift  für den Inhalt der ganzen Veranstaltung.

Grußworte mit Zuspruch
Die besondere Bedeutung der Landesversammlung 2020 des BLHV mag man auch an der großen Riege der Grußwortrednerinnen und -redner festmachen, die dem BLHV dieses Jahr ihre Aufwartung machten. Dem Endinger Bürgermeister als Gastgeber schlossen sich die Regierungspräsidentin, der Landrat, einige Abgeordnete mehrerer Parteien und Berufsstandsvertreter an. 
Alle unterstrichen die Bedeutung der Landwirtschaft für die heimische Wirtschaft, die Kulturlandschaft und die Gesellschaft. Sie benannten Probleme bis hin zum lokalen Frühkartoffelanbau wegen der Düngeverordnung und machten sich für gemeinsame Lösungen im Sinne der Bauernfamilien stark. Die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer redete dem Dialog das Wort und zeigte sich zuversichtlich, dass die Interessen in Einklang zu bringen sind. Den Bund Badischer Landjugend (BBL) und den Landfrauenverband Südbaden vertrat dieses Jahr turnusgemäß der 2. Vorsitzende des BBL, Jonas Kaufmann. Er hob auf das gute Miteinander der Generationen in der Verbandsarbeit ab: „Oft redet man davon, aber hier in Südbaden leben wir das  auch“, betonte Kaufmann. 

enz