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Kommunikation in der Ausbildung

Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe berichten von Ausbildungsabbrüchen. Der Grund ist meist nicht die Arbeit selbst, sondern die Kommunikation  Im BLHV-Bildungsausschuss wurden Lösungsansätze besprochen.

Immer häufiger berichten landwirtschaftliche Betriebe und Berufsschulen von Ausbildungsabbrüchen. Junge Menschen steigen frustriert aus ihrer Lehre aus, weil es hakt – nicht an der Arbeit selbst, sondern an der Kommunikation.
Ein zentrales Problem: Zwischen Auszubildenden und Ausbildenden wird zu wenig und zu spät gesprochen. Erwartungen werden nicht klar benannt und Probleme schwelen unter der Oberfläche – bis sie eskalieren. Das Resultat: enttäuschte Hoffnungen auf beiden Seiten. Viele Azubis fühlen sich als günstige Ersatzarbeitskräfte missverstanden, statt als Lernende ernst genommen zu werden. Sie trauen sich oft nicht, Fragen zu stellen oder Probleme anzusprechen – aus Angst vor Ablehnung oder schlicht aus Unsicherheit. Auf der anderen Seite stehen Betriebsleiter unter hohem Druck, setzen oft stillschweigend voraus, dass „schon alles läuft“, ohne den Blick dafür zu behalten, was Auszubildende wirklich brauchen. Dabei ist es kein Hexenwerk, die Situation zu verbessern. Was es braucht, ist: Zeit. Zeit für regelmäßige Gespräche,  zum Zuhören, für gegenseitiges Verständnis. Die gegenseitige Erwartungshaltung sollte nicht erst dann Thema sein, wenn bereits Frust entstanden ist. Wer früh und offen miteinander spricht, verhindert Missverständnisse und schafft Vertrauen. Kommunikation muss geübt werden – auf beiden Seiten. Das beginnt bei der Begrüßung am ersten Ausbildungstag und endet nicht bei der Besprechung der nächsten Arbeitsschritte. Auch scheinbar „kleine“ Dinge wie ein kurzes Feedback oder ein „Wie geht es dir heute?“ können große Wirkung haben.

Neues Gesicht im Bildungsausschuss: Matthias Bröcheler aus Ühlingen-Birkendorf neben der stellvertretenden Vorsitzenden Charlotte Hupfer.

Tipps und Werkzeuge

Genau hier setzt das Projekt „Qualität Berufsbildung Agrar“ vom Deutschen Bauernverband an. Es bietet nicht nur allgemeine Tipps, sondern ganz konkrete Werkzeuge für eine bessere Kommunikation – etwa durch strukturierte Fragebögen. Sie funktionieren auf Basis einfacher Bewertungsskalen, ergänzt durch offene Fragen. Das macht sie leicht handhabbar – sowohl für kleine Betriebe als auch für größere Strukturen. Besonders hilfreich: Die Materialien sind vollständig vorbereitet – Ausbilder, Ausbilderinnen und Auszubildende müssen nichts selbst erfinden. Es steht ein professionell entwickeltes Portfolio zur Verfügung, das den Einstieg in Gespräche strukturiert und erleichtert. Diese Fragebögen sind mehr als nur Formulare: Sie sind Reflexionshilfen und Gesprächsanlässe, die in der Hektik des Alltags den Raum für ehrlichen Austausch schaffen. Sie zeigen auf, wo es gut läuft – und wo man gemeinsam nachsteuern kann. Das alles ohne Vorwürfe, sondern mit dem Ziel, die Ausbildung für beide Seiten gewinnbringend zu gestalten.

Wichtig ist: Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Ausbildern. Auch Auszubildende haben Pflichten, und eine Ausbildung bedeutet Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen. Dazu gehört auch, den Mut aufzubringen, Dinge offen anzusprechen, Rückmeldung zu geben oder um Hilfe zu bitten. Niemand kann Gedanken lesen – wer Unzufriedenheit  in sich hineinfrisst, riskiert, dass sich Frust aufbaut und Konflikte entstehen, die leicht vermeidbar gewesen wären. Ausbildung ist ein Miteinander – und das funktioniert nur, wenn beide Seiten bereit sind, sich aktiv einzubringen. Zu finden gibt es die Fragebögen unter: www.qualitaet-berufsbildung-agrar.de

Michaela Schöttner