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Grußwort des Präsidenten zum Jahreswechsel

Liebe Bäuerinnen und Bauern,

die Hoffnungen und Erwartungen an das Jahr 2022 waren berechtigterweise hoch – denn das Coronavirus war in den vergangenen Jahren eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die uns unerwartet getroffen hat. Wir alle sehnten uns nach Normalität und Beständigkeit. Doch schon zu Beginn des Jahres hatten wir sehr volatile Märkte. Die Preisschwankungen bei Getreide waren sehr groß. Die Düngerpreise sind in ungekannte Höhen geschossen. Ebenso begannen die ersten Spekulationen, in wieweit Dünger oder Pflanzenschutzmittel überhaupt im Frühjahr verfügbar sein werden.

Mit dem 24. Februar 2022 kehrte der Krieg nach Europa zurück. Niemand hatte damit gerechnet, dass dies jemals wieder passieren wird: Während bei der älteren Generation verdrängte Erinnerungen geweckt wurden, erlebt die jüngere Generation eine unbekannte Bedrohung in all ihrer Dramatik. Wir alle sind mit den Bildern des Krieges und seinen Folgen konfrontiert: Belastete Lieferketten und öffentliche Diskussionen über die große Abhängigkeit vom russischen Gas, verdrängte Debatten über Ernährungssicherung und Ernährungssouveränität.

Wenn man die derzeitige Diskussion um Lebensmittel verfolgt, ist die grundsätzliche Versorgung in den Hintergrund gerutscht und die Frage, wann Lebensmittel wieder billiger werden, bestimmt die Kontroverse. Hier gilt es, schnell klare Zeichen durch die Politik zu setzen. Unsere sehr hohen Standards verbunden mit resilienter regionaler Versorgung kann es nicht zum Nulltarif geben.

Mit unserem großen Thema „Zukunftsbauer“ wollen wir gerade auch Lösungen aufzeigen, wie unsere sehr hohen Standards mit einer regionalen Versorgung verbunden und funktionieren kann. Der Zukunftsbauer ist sich der Herausforderungen bewusst, die durch gestörten Lieferketten, Forderungen nach mehr Biodiversität, Ansprüche an Wasserschutz sowie Tierwohl und den Klimawandel entstehen.

Der Zukunftsbauer kann hier Lösungen bieten und ist dazu bereit. All diese Lösungen kann es aber nur geben, wenn die gesamte Gesellschaft sich darauf einlässt, aktiver Teil der Veränderung zu sein. Wir brauchen eine Politik, die klare Leitplanken zum Schutz unserer Standards definiert und eine Gesellschaft, die diese Leistung anerkennt und monetär honoriert.

Mit dem Strategiedialog des Landes Baden-Württemberg, dem Veränderungsdialog mit unterschiedlichsten Verbänden aus dem Naturschutz und der Landwirtschaft haben wir in den letzten Monaten Ansätze geschaffen, die uns hier weiterbringen können.

Daher gilt es zuversichtlich in das Jahr 2023 zu schauen. Für viele scheint die Kaufzurückhaltung bei Markenerzeugnissen im Lebensmittelbereich, gerade bei hochwertigen regionalen Erzeugnissen, eine Bestätigung zu sein, dass der Verbraucher nicht bereit ist, für hochwertige Lebensmittel mehr Geld auszugeben. Hier gilt es herauszustellen, dass diese Erzeugnisse Ernährungssicherung für alle bringen – vor allem in Krisenzeiten.

Der BLHV hat in den vergangenen Jahren immer wieder auf diesen wichtigen Punkt hingewiesen und hier wächst trotz allem ein zartes Pflänzchen, das es weiter zu hegen und pflegen gilt. Lassen Sie uns daher 2023 gemeinsam die Vorteile nutzen, die eine bäuerliche südbadische Landwirtschaft mit sich bringt und sie in die Öffentlichkeit  tragen. Mit einem mitgliederstarken BLHV, mit einem motivierten Hauptamt und einem engagierten Ehrenamt lässt sich Einiges bewegen und Vieles erreichen.

Ich wünsche allen ein gesundes und friedliches Jahr 2023. Lassen Sie uns trotz einiger dunkler Wolken optimistisch in die Zukunft schauen. Die Herausforderungen sind groß, doch lassen Sie uns diesen Prozess aktiv mitgestalten.

Bernhard Bolkart,
Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes