News Nutztiere Wolf

Herdenschutzprojekt: Alle wollen praxisgerechte Lösungen

Zu einem Betriebsbesuch im Rahmen des Herdenschutzprojektes Südschwarzwald kam vergangene Woche die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker auf den Bruderhof in Wutach-Ewattingen. 

Im Umweltministerium wurden im Mai letzten Jahres „zumutbare  Herdenschutzmaßnahmen für  Rinder“ definiert. 15 landwirtschaftliche Betriebe werden in den nächsten vier Jahren bei der Umsetzung begleitet. Das Projekt wurde initiiert vom BLHV, dem Naturpark Südschwarzwald und der Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind und wird finanziert vom Umweltministerium.  

Projektkoordinatorin Rebecca Müller und Herdenschutzberater Simon  Zimmermann  informierten bei einem Rundgang auf den Weiden über das Projekt und die verschiedenen Herdenschutzmaßnahmen. Dabei konnte die Ministerin selbst Hand anlegen  beim Aufbau eines mobilen Weidezauns.

Betriebsleiter Markus Binninger berichtete, dass es auf seinem Betrieb viel Wald um die Weidefläche und einen enormen Wildverkehr gebe. Dieser würde durch großflächige Festzäune behindert. Die Zäune würden die Wanderwege im Wutachgebiet zerschneiden.  „Der Arbeitsaufwand beim Festzaun ist enorm,  die Aufwandsentschädigung ist  klein und wir haben nicht die erforderliche Manpower.  Wenn wir alles einzäunen, sprechen wir von 13 Kilometern Zaun. Beim mobilen Zaun benötigen wir nur drei Kilometer“, erklärte Binninger.

Die Umweltministerin bewertete den Termin als guten Auftakt für das Projekt. „Es geht nicht darum, am Schreibtisch Konzepte und Lösungen zu entwickeln – man will gute Lösungen in der Praxis umsetzen. Die teilnehmenden Betriebe sollen mithelfen, damit wir es in Baden-Württemberg richtig gut machen“, sagte  Thekla Walker.  Wenn ein Wolf sich nicht an die Regeln halte, dann solle er auch entnommen werden.

„Es braucht jemanden mit Stallgeruch, wenn es darum geht, Herdenschutzberatung zu machen“, betonte BLHV-Präsident  Bernhard Bolkart. „Wir können mit dem Projekt zeigen, was man machen kann, und schauen, was überhaupt möglich ist“, erklärte er.   Das Projekt sei  keine Alibigeschichte, um die Bauern ruhigzustellen. Alle seien bemüht, eine konstruktive Lösung zu finden.

EZG-Vorsitzender Markus Kaiser stellte sich vor als der Landwirt,  der die Probleme mache. Binnen zwei Jahren wurden acht seiner Rinder gerissen. Seine Bitte sei, dass Müller und Zimmermann vom Projektteam auch gehört werden, weil sie pragmatische, sachliche und vernünftige Lösungen suchen.

„Wir arbeiten umsetzungsorientiert und brauchen auch die Unterstützung der Politik“, unterstrich  Naturpark-Geschäftsführer Roland Schöttle. Er  wies darauf hin, dass es sich bundesweit gesehen um ein besonderes Projekt handle.  „Unsere Lust ist deshalb da, weil wir tolle Landwirte haben, die da mitmachen“, betonte er.

Wolfgang Scheu