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Kommentar: Grünes Land

Während eines landwirtschaftlichen Praktikums in Schweden unterhielt ich mich mit einem lokalen Landwirt über die Bedeutung des deutschen Wortes „Grünland“.

Er war der Meinung, dass Grünland, auch wenn man es frei übersetzen würde, die beste Bezeichnung für Weide- und Wiesenflächen sei, weil es direkt und klar ausdrücke was es ist: grünes Land.

Bis dahin war Grünland für mich ein simpler Fachbegriff, den ich eher mit deutscher Bürokratie als mit deutscher Poesie in Verbindung brachte. Aber je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr versteht man den schwedischen Landwirt, der von dem Wort so begeistert war. Grün steht für Leben und grünes Land ist lebendiges Land. Verdorrt das Gras und wechselt es seine Farbe zu Braun, ist das für jeden ein unmissverständliches Zeichen, dass etwas nicht stimmt.

In Baden-Württemberg ist nahezu jeder zweite Hektar Grünland, wir sind also reich gesegnet mit lebendigem Land. Doch dieser Segen ist in Gefahr. In den vergangenen 40 Jahren ist die Zahl der Rinder in Baden-Württemberg um die Hälfte zurückgegangen. Sie und ihre raufutterfressenden Mitgeschöpfe sind der eigentliche Grund, weshalb wir überhaupt so viel Grünland haben: Verlieren wir die Grundlage, verlieren wir  das Grünland.

Hinzu kommen die zunehmenden Dürren, die den Wiesen und Weiden eine weitere Grundlage entziehen: das Wasser. Beides, der Klimawandel sowie der Rückgang der Viehhaltung, sind lediglich die sichtbaren Symptome eines tiefgreifenden Ursachengeflechtes, das dringend in seiner Komplexität angegangen werden muss.

Darum fordert der BLHV in seinen Eckpunkten für eine zukunftsfähige Landwirtschaft auch eine Grünlandstrategie von der neuen Landesregierung ein. Diese Forderung erhält jetzt auch eine Blaupause in Form der Grünlandagenda des DBV (Bericht in der kommenden Woche). Die Vorschläge zum Erhalt eines der wichtigsten Landschaftselemente liegen also auf den Tisch und sollten schnellstmöglich umgesetzt werden.

Padraig Elsner