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Kommentar: Gutes Bio, schlechtes Bio

Der Großteil der Bio-Lebensmittel geht mittlerweile bei Discountern wie Aldi, Lidl und Co. über die Ladentheke. Das kommt eigentlich nicht unerwartet, da diese Einzelhändler den Lebensmittelmarkt schlichtweg dominieren.

Ihre Filialen sind für fast jedermann schnell erreichbar und je nach Angebotslage bekommt man dort alles, was man gerade so brauchen könnte, sei es die selbstschließende Klobrille oder den Vorschlaghammer.

Dass aber der Hammer zum „Hammerpreis“ frühzeitig den Dienst quittieren könnte, nimmt man eben in Kauf, insbesondere, wenn man eh nur ein oder zwei ungeliebte Steine aus dem Vorgarten entfernen möchte. Der professionelle Wanddurchbrecher wird wissen, wo er die Hammerqualität findet, die seinen täglichen Ansprüchen genügt. So kauft sich jeder glücklich, mit der Qualität und dem Preis, die zu einem passen.

Das kann in der „Non-food“-Abteilung, also bei den nicht essbaren Handelswaren, so weiterlaufen, wenn man es mit der Nachhaltigkeit nicht ganz genau nimmt. Bei allem Essbaren wird es jedoch problematisch. Tatsächlich bezweifle ich, dass der übliche Discounterkunde die Frage stellt, ob die Bio-Lebensmittel im Discounter jetzt schlechter oder besser sind als die vom Bio-Fachhandel. Dafür ist das Bio-Siegel noch zu stark, es steht felsenfest als Beleg für eine besondere Wirtschaftsweise.

Wer der Frage aber bei Google nachgeht, findet schnell eine Antwort auf die Herkunft des „Billig-Bio“ und ebenso schnell findet man die Orte, wo man sein „Premium-Bio“ kaufen kann. Langsam aber sicher keimt so die Frage auf, gibt es schlechtes Bio und gutes Bio? Es wäre ein mittleres Desaster, würde diese Frage auf breiter Medienebene öffentlich ausdiskutiert werden, denn unter dem Strich würde die Bio-Branche einen heftigen Vertrauensverlust erfahren.

Guter Rat ist also jetzt schon teuer. Viele der günstigen Bioprodukte kommen aus europäischen Nachbarstaaten. Sollen deutsche Biobauern diese aus dem Markt drängen, um langfristig die Qualitätsstandards bestimmen zu können? Das geht nur, wenn man von Anfang an auch den Preis mitbestimmen kann. Bis es so weit ist, bleibt „gutes Bio, schlechtes Bio“ eine gefährliche offene Flanke der Branche.

​Padraig Elsner