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Kommentar: FFH-Wiesen- Sofa statt Stall

In Baden-Württemberg verschmäht mehr als die Hälfte der FFH-Wiesen-Bewirtschafter die dafür angebotenen FAKT-Prämien. Sie verzichten jedes Jahr auf rund 10 Millionen Euro. „FFH“, was eigentlich für Pflanzen (Flora), Tiere (Fauna) und Lebensraum (Habitat) steht, hat in Deutschland die Bedeutung von „fachfremder Herrschaft“ erfahren. Deutschland hat das Erhaltungs- einschließlich des unsäglichen Wiederherstellungsgebotes einfach per Gesetz auf Landwirte abgewälzt. Die so zwangsverpflichteten Leistungserbringer finden die hoheitliche Durchsetzung der europäischen FFH-Wiesenqualitätsnorm unerträglich. Es mag da kaum verwundern, wenn sich das Ehrgefühl bei vielen Bewirtschaftern gegen die Annahme von Geld stellt.

Alle Beteiligten sind gut beraten, sich aus dieser verfahrenen Lage zu lösen. Der Naturschutz sollte Landwirten auch bei FFH auf Augenhöhe begegnen und die  Landwirte sollten den Geldausgleich annehmen. Die Prämien werden im Verschlechterungsfalle schließlich nur für Verlustflächen zurückgefordert. Auf allen anderen FFH-Wiesen verbleiben runde 540 Euro je Hektar und Jahr beim Antragsteller. Mehr noch verbessert sich die Fördersituation für Biobetriebe. Brachte die FFH-Maßnahme dem Biobetrieb bisher lediglich 50 Euro je Hektar ein, so werden in FAKT II nun auch FFH-Wiesen-Prämie und Öko-Prämie voll zusammengezählt. Einschließlich 40 Euro Öko-Transaktionsprämie bringen es die genannten Agrarumweltmaßnahmen im Ökobetrieb in N2000-Gebieten auf 860 Euro, in den beiden ersten Jahren des Öko-Einstiegs gar auf 1050 Euro je Hektar: egal ob mit oder ohne Viehhaltung! Für viehlose Ökoheubetriebe sieht das vielleicht ganz gut aus.

Konventionelle Milchviehhalter, die all diese Prämien mit hoher Bewirtschaftungsintensität nicht erhalten können, werden aber im Wettbewerb um dringend benötigte Pachtflächen erkennbar den Kürzeren ziehen. Wegen der GAP werden also immer mehr Betriebe mit der aufwendigen Viehhaltung aufhören und Prämien vom Sofa aus maximieren. Die Naturschutzstrategen sollten einmal erörtern, ob FFH-Wiesen wirklich ohne Vieh auskommen.

Hubert God