Verbandsarbeit

Wir können die Segel richtig setzen

Liebe Bäuerinnen und Bauern,

im letzten Jahr hieß die Überschrift zum Neujahrsgrußwort von Präsident Werner Räpple „Perspektiven für junge Menschen dringend gefordert“. Für viele unserer Berufskolleginnen und -kollegen ist die Perspektivlosigkeit nicht verschwunden, sie hat sich eher noch verstärkt.

Wir haben derzeit ein Marktgeschehen, das in seiner Volatilität kaum noch berechenbar ist. Damit fehlt jegliche Planungssicherheit. Diskussionen um Agrardieselrückvergütung, Tierwohlstandards, GAP und Zweite Säule verschärfen jede Option einer sicheren Perspektive. Wer sich aber  weiterentwickeln soll und sich den anstehenden Herausforderungen stellen will, braucht eine Perspektive – braucht eine gewisse Planungssicherheit. Mit dem SARS-CoV-2-Virus erleben unsere Familien und Betriebe pandemische Zustände, die zur Herausforderung wurden. Lieferketten funktionieren nicht im gewohnten Maß. Im Gegensatz dazu erweist sich die Regionalität als zuverlässig. Diese Erkenntnis rückt die Ernährungssicherung und die Ernährungssouveränität wieder in den gesellschaftlichen Blickpunkt. Hochwertige Lebensmittel in ausreichender Menge zu erzeugen, ist seit jeher Aufgabe und Anspruch der Landwirtschaft. Dazu müssen regionale Kreisläufe wiederbelebt und angepasst werden – eine Zukunftsaufgabe für die Gesellschaft, das verarbeitende Gewerbe und die Landwirtschaft. Die Politik muss dafür sorgen, dass unsere deutschen Standards auch für ausländische Erzeugnisse gelten. Ebenso muss der LEH beim Einkauf seiner Verkaufswaren  Standards verlangen, die auch uns auferlegt sind.  Dieser Prozess ist aktuell seitens des BLHV angestoßen und soll mit neuen Ansätzen und veränderten Denkmustern vorangetrieben werden. Die Veränderungen, die dazu nötig sind, können gerade für unsere südbadische Landwirtschaft eine Chance sein. Die Anpassungen erfordern seitens der Bäuerinnen und Bauern Zuversicht und Mut und einen starken Einheitsverband, der dies fachlich und regional  begleitet. Unabhängig von Betriebsschwerpunkten und Erzeugungsrichtungen verbindet die südbadische Landwirtschaft mehr, als sie trennt. Das Thema Klimawandel wird eine verbindende Herausforderung sein. Es erfordert von allen, die in der Land- und Forstwirtschaft tätig sind, eine neue Herangehensweise. Im Wissen, selbst ein Teil des Problems zu sein, können wir zur Lösung beitragen. Möglichkeiten der Lösungen können sein: Humusaufbau, CO2-Speicherung, regionale Eiweißversorgung, grünlandbasierte Fütterung der Raufutterfresser, um nur einige Beispiele zu nennen. Wir sollten selbstbewusst und optimistisch die vor uns liegenden Aufgaben angehen. Die nötigen Veränderungen sind kein unüberwindbares Problem, wir können uns mit einer positiven Neugier allen zukünftigen Herausforderungen stellen. Unsere große Kompetenz, fachlicher Austausch untereinander und eine interessierte Offenheit werden uns auf diesem Weg helfen. 

Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.

Liebe Bäuerinnen und Bauern, ich wünsche alles Gute in 2022 und bleiben Sie gesund.

Ich freue mich auf viele interessante Gespräche mit Ihnen im nächsten Jahr.

Bernhard Bolkart,
Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes

 Der BLHV informiert: Das freie Betretungsrecht und seine Grenzen
„Das Thema Klimawandel wird eine verbindende Herausforderung sein. Es erfordert von allen, die in der Land- und Forstwirtschaft tätig sind, eine neue Herangehensweise“, betont der neue BLHV-Präsident Bernhard Bolkart in seiner Grußbotschaft zum neuen Jahr.