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Japankäfer auf dem Vormarsch

Aller schlechten Dinge sind drei – BBZ-Interview mit Dr. Jonathan Mühleisen von der LTZ Augustenberg

Der Fund eines lebenden Japankäfers Mitte Juli in Basel hat für einigen Wirbel gesorgt. Worin liegt die Bedeutung dieses Fundes für unsere  Landwirtschaft?

Der Japankäfer kann große Schäden verursachen – er befällt über 300 Wirtspflanzen. Dazu gehören Wein- und Obstkulturen, Grünlandpflanzen, Mais, Soja, Spargel und verschiedene Zierpflanzen sowie wichtige Laubgehölze. Die Käfer fressen das Gewebe zwischen den Blattadern, was als Skelettierfraß bezeichnet wird. Die Engerlinge ernähren sich, ähnlich wie die der bekannten Mai- und Junikäfer, von Pflanzenwurzeln.

Der Fund in Basel zeigt, dass der Käfer deutlich schneller zu uns kommen könnte, als wir bisher angenommen hatten. Das größte Risiko einer Verschleppung nach Deutschland geht aus vom italienisch-schweizerischen Grenzgebiet um den Lago Maggiore. Dort hat sich der Schädling in den letzten Jahren etabliert, er kann nicht mehr getilgt werden.

Welche Abwehrmaßnahmen stehen zur Verfügung?

Einzelne Tiere können passiv mit Warentransporten auf die Nordseite der Alpen gelangen. Der zuständige Pflanzenschutzdienst setzt auf eine intensive Gebietsüberwachung, insbesondere entlang der Verkehrseinrichtungen wie Straßen und Schienen. Aufflammende Befallsherde könnten mit strikten Quarantänemaßnahmen wie Beschränkungen des Warenverkehrs, Insektizid- und Wärmebehandlungen getilgt werden.

Urlauber, Ausflügler und  Geschäftsreisende  sollten vor der Rückreise aus dem genannten Befallsgebiet ihre Gepäckstücke, Fahrzeuge, Haustiere und Kleidung sorgfältig nach den Käfern absuchen, damit sie nicht als „blinde Passagiere“ zu uns gelangen. Hier ist jeder Einzelne gefordert, die Behörden können nicht alles kontrollieren. Der Schädling ist mithilfe seiner weißen Haarbüschel am Hinterleib relativ leicht zu identifizieren, das LTZ informiert auf https://ltz.landwirtschaft-bw.de, man kann auch https://kurzelinks.de/g1ip in die Adresszeile des Browsers eingeben. Als letztes Mittel, um bedrohte Kulturen zu schützen, bliebe nur der Insektizideinsatz – dafür fehlen aber zugelassene Wirkstoffe und gesellschaftliche Akzeptanz.

 Geht Gefahr für die heimische Pflanzenproduktion auch von anderen Schadinsekten aus?

Als invasives Insekt mit dem größten Schadpotenzial sehe ich im Augenblick in Südbaden die Amerikanische Rebzikade (Scaphoideus titanus). Bei ihrer Saugtätigkeit an den Weinstöcken überträgt sie den Erreger von Flavescence dorée. Das ist eine gefährliche, durch Bakterien – sogenannte Phytoplasmen – hervorgerufene Krankheit. In Frankreich und Italien haben die Winzer schon massive Verluste zu beklagen. Die Amerikanische Rebzikade wurde 2016 im Elsass nachgewiesen, ist also schon sehr nahe. Drittens ist der Walnuss-Borkenkäfer zu nennen, der sich ebenfalls in Norditalien festgesetzt hat. Er frisst nicht nur in der Rinde, sondern infiziert die Bäume zusätzlich mit der pilzlichen Tausend-Canker-Krankheit (Geosmithia morbida).

Mit Dr. Jonathan Mühleisen sprach Gernot Raiser

Artikel aus der Badischen Bauernzeitung (www.badische-bauern-zeitung.de) von Gernot Raiser